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Über Indonesien Lesen - Indonesische Autoren im Blickpunkt

Indonesische Autoren, ihre Übersetzer und deren Werke stehen im Mittelpunkt dieses Blogs.

Denny JA: Das Taschentuch der Fang Yin

/1/

Und noch einmal blickt sie nun auf jenes Taschentuch,
das nicht mehr weiß ist; 13 Jahre sind vergangen.
Ein Streichholz hält sie in der Hand, sie will das Tuch verbrennen,
damit es Asche werde der Vergangenheit.

Doch noch bevor die Flammen züngeln, erzittert ihr Herz.
Sie bläst das Streichholz aus und schweigt im Schweigen der Nacht.
Öffnet das Fenster: dunkler Himmel von Los Angeles,
wo sie seit dreizehn Jahren lebt.

Sie erinnert sich der ersten Wochen hier in diesem Zimmer,
als sie die Nächte durchweinte.
Nennen wir sie doch Fang Yin, das bedeutet: duftendes Gras.
Ihr wahrer Name bleibe ungenannt, bis über alles Gras gewachsen ist.

Damals war sie zweiundzwanzig Jahre alt,
musste aus Indonesien fliehen, dem Land, wo sie geboren war,
nachdem ein Mob sie vergewaltigt hatte,
das war im Jahre 1998, dem Jahr des Pogroms.

Was bedeutet Indonesien mir?, flüstert Fang Yin.
Tausende Chinesen1 haben dieses Land verlassen,
nach jenem dunklen Monat Mai, dem Mai des Chaos,
den Unruhen und der brutalen Gewalt.2

/2/

Dieses Land war damals führungslos,
das Recht war ausgesetzt, überall nur Chaos und Gewalt.
Und es hallten die Schreie des Mobs:
Jagt sie, die Chinesen, tötet sie!

Schwarz war der Himmel von Asche und Staub
der abgebrannten Häuser und Geschäfte.
Die Menschen in Panik, und keiner vermochte
sich vor Gewalt und Hass zu schützen.

Eine Cousine Fang Yins tötete sich selbst
im Angesicht der Plünderer, vor den wilden Augen
jener Männer, die sich auf sie stürzen wollten,
rauben, morden, vergewaltigen.

Was bedeutet Indonesien mir?, flüstert Fang Yin.
Ihr Leben war zerstört,
der Winde milde Brise spürte sie nicht mehr,
ihr Lebensglück glich einer ausgepressten Frucht.

Laut heulten und bellten damals die Hunde,
als flehten die Tiere um den Schutz der Polizei.
Doch die schoss auf sie, warf sie in einen Teich,
sie zappelten noch, als rot sich färbte das Wasser.

/3/

Nach Amerika floh Fang Yin mit ihren Eltern,
wie so viele andere Chinesen, die in Indonesien lebten.
Und so entstand so manche kleine indonesische Kolonie
in New York, in Philadelphia, Los Angeles, New Jersey.

Während der ersten Wochen in Amerika
begriff Fang Yin noch nicht, was ihr geschehen war.
Verwundet waren Leib und Seele. Ihre Eltern
ließen sie nicht mehr allein, ein Psychologe stand für sie bereit.

Nach drei Monaten hatte Fang Yin sich wieder gefasst,
lernte Englisch, nahm sich vor ein Studium aufzunehmen.
Doch sie war jetzt eine andere:
nicht mehr das fröhliche Mädchen von einst.

Als ein junger Koreaner sich in sie verliebte,
wies Fang Yin ihn ab, fürchtete, er sei wie Albert Kho,
ihr Ex-Freund aus Jakarta, von dem sie
– die Vergewaltigte – verlassen worden war.

Dreizehn Jahre lebt sie nun schon in Amerika,
und ihre Sehnsucht nach der Heimat Indonesien wächst.
Dort möchte sie, die mittlerweile fünfunddreißig ist,
ein neues Leben beginnen, eine Familie gründen.

Sie wünscht sich einen Mann, sie wünscht sich Kinder,
hat Heimweh nach Jakarta, der Stadt ihrer Kindheit.
Sehnt sich nach den alten Freunden, nach den Malls,
wohin man immer ging, die Freizeit zu verbringen.

Doch noch immer brennt in ihr ein Hass auf Indonesien,
das Trauma der Schändung ist längst nicht überwunden.
Und so verwirft sie den Plan einer Rückkehr,
reist nicht in finstere Vergangenheit.

Doch denkt sie immer noch an Albert Kho.
Wo er jetzt wohl leben mag? Und sie öffnet
jenen Brief, dem sie ihm geschrieben hatte,
damals vor zwölf Jahren, den nie abgeschickten.

Kho, wie geht es dir?
Ich bin hier so einsam.
Du hast einmal gesagt, dass du mich nie
alleine lassen wirst, gerade in schwerer Zeit.
Deshalb hab ich deine Liebe angenommen.
Ich bin so traurig, Kho,
ich möchte deine Stimme hören.

Immer wieder hatte sie versucht ihn anzurufen.
Doch niemand nahm den Hörer ab, Kho schien verschwunden.
War er etwa auch geflohen, irgendwohin?
Nie hatte Fang Yin mehr von ihm gehört.

Das Einzige, was ihr von Kho geblieben ist
und was sie bis heute treu verwahrt,
ist jenes Taschentuch. Jetzt umklammert sie es
fest und traurig in der Hand.

/4/

Sie will ein Stück Erinnerung verbrennen,
den einzigen Zeugen, das, was vom Trauma übrig blieb.
Sie hat jenes Tuch bis heute gut verwahrt,
und niemand hat es je gesehen oder gar berührt.

Und wieder schaut sie auf das Taschentuch,
betastet den Stoff. Noch erkennbar sind die Spuren
der Tränen, die es einst benetzten.
Dies Tuch ist ein unabtrennbarer Teil ihres Lebens.

Vor einem Jahr, da sagte ihr der Psychologe,
ein Amerikaner: »Sie sind nun fast geheilt.
Und endgültig, wenn Sie den Verlust so vieler Jahre
als Schicksalsfügung akzeptieren können.«

Dem Psychologen verdankt Fang Yin das Leben.
Mehrmals hatte sie versucht sich umzubringen.
Er war es, der sich jeden Tag um sie gekümmert hatte,
bis sie, die Tochter reicher Eltern, Schritt für Schritt genas.

Des Psychologen Mantra hatte sie sich immer wieder aufgesagt
und den Sinn jener Worte versucht zu verstehen:
Nimm die Dinge hin, so wie sie sind!
Mach deinen Frieden mit Vergangenem!

Nach vier Monaten hatten die Worte zu wirken begonnen,
das, was geschehen war, war keine Mine mehr in ihrem Hirn.
Doch waren die Erinnerungen wie ein Wespenstich,
der Schmerz, er wollte nicht vergehen.

/5/

Sie schaut erneut auf jenes Taschentuch,
auf dem jetzt Szenen wie aus einem Film erscheinen:
Sie sieht ihr Haus in Kapuk, Nord-Jakarta,
das Gebäude mit den hohen Mauern.

Es stand in einer Reihe mit anderen Häusern,
die im Wettkampf miteinander standen
um die höchste, mächtigste Umzäunung.
In all diesen Häusern lebten Chinesen.3

Doch keine hohe Wand, kein hoher Zaun
vermochte die Bewohner zu schützen
vor jener Welle, jenem Sturm,
vor jenem Feuer, das in Jakarta loderte.

Es war ein Dienstag, der 12. Mai des Jahres 1998.
Fang Yin war nicht zur Universität gegangen, war daheim,
schaute sich im Fernsehen die Nachrichten an,
verfolgte die Geschehnisse des finsteren Tags.

Protestveranstaltungen an Universitäten,
Demonstrationen überall.
Gefordert wurde der Rücktritt Suhartos,
der galt als schuldig für die Wirtschaftskrise.

Unternehmen waren bankrott gegangen,
die Arbeitslosigkeit nahm drastisch zu,
die Preise für lebenswichtige Güter schnellten empor,
und die Rupie fiel ins Bodenlose.

Was anfangs nur Aktionen von Studenten waren,
was anfangs den Namen »Reformbewegung« trug,
wurde alsbald zu einer Welle großer Demonstrationen,
die nicht mehr aufzuhalten war.

An jenem 12. Mai, an jenem Dienstag,
wurden auf dem Gelände der Trisakti-Universität
vier Studenten erschossen: Und es folgte jene
Nacht des Schreckens, der Ausbruch des Chaos.

Mittwoch, 13. Mai 1998:
Tausende Studenten versammelten sich
auf dem Campus der Trisakti-Universität.
Trauer mischte sich mit Wut.

Man weiß nicht genau, warum zur Mittagszeit
es plötzlich überall von Menschen wimmelte.
Und warum man dann begann,
Autoreifen auf den Straßen zu verbrennen.

Schwarzer Rauch stieg hoch in die Luft,
der Mob hielt Fahrzeuge an.
Und es hallten Schreie, laut und wild:
Steckt alles an! Legt Feuer überall!

Einem Heer von Ameisen gleich
zogen Massen ins Zentrum Jakartas.
Und es tauchten Lastkraftwagen auf – woher? –,
von deren Ladeflächen Männer sprangen.

Dann hörte man andere Schreie:
Verbrennt sie, die Chinesen, zündet sie an!
Und eine Horde großer, stämmiger Männer
stürmte Geschäfte und Wohngebiete der Chinesen.

Drang in die Häuser der Schlitzaugen ein,
packte sie sich, schlug ein auf die Männer
und vergewaltigte die Frauen.
Keiner vermochte die Opfer zu zählen.

Fang Yin verfolgte im Fernsehen, wie die Lage eskalierte,
und eine seltsame Furcht ergriff ihr Herz.
Sie rief den Vater an, bat ihn, von der Arbeit heimzukommen.
Doch es gelang ihm nicht, die Massen verstopften die Straßen.

/6/

Dann erschienen die Dämonen, die sie fürchtete:
Sie hörte ein wildes Gebrüll. Eine Horde Männer
riss den Gartenzaun nieder, tötete den Schäferhund.
Dann drangen die Männer ins Haus.

Die Hausangestellte schrie voller Furcht,
unter den Hieben der Horde brach sie zusammen.
Fang Yin schloss sich in ihrem Zimmer ein,
wimmerte und schrie um Hilfe.

Doch niemand hörte sie,
die Nachbarn durchlitten vermutlich das Gleiche.
Fünf wilde Gestalten traten dann die Tür
zu ihrem Zimmer ein und zerrten sie aufs Bett.

Zogen sie an ihren Haaren,
rissen ihr vom Leib die Kleider,
traten, schlugen,
misshandelten sie.

Fang Yin weinte, schrie:
Hört auf, hört auf!
Ich geb euch Geld.
Lasst mich in Frieden.

Sie waren wie ein Rudel wilder Wölfe:
Zwei griffen ihre Beine,
spreizten sie. Und ein Dritter
machte sich an ihr zu schaffen.

So wurde sie vom Ersten geschändet,
bevor die Andren an die Reihe kamen.
Entjungferung: hart und brutal
und mitleidlos.

Fang Yin, die wehrte sich,
tobte und schrie,
schlug um sich,
tat alles, ihre Ehre zu verteidigen.

In ihrem Schmerz, in ihrer Angst
hörte sie die Horde lachen, grölen.
Die verrichtete ihr Werk,
bis Fang Yin das Bewusstsein verlor.

/7/

Arme, misshandelte Fang Yin!
Als sie die Augen öffnete,
fand sie sich in einem Bett,
im Krankenhaus.

Kho, ihr Freund, kam zu Besuch,
schenkte ihr ein Taschentuch.
Und ihre Tränen trocknete Fang Yin
mit jenem Tuch, das sie so treu begleiten sollte.

Darauf tropfte ihre erste Träne,
auch die zweite
und die zehnte,
auch die tausendste.

Und in jenem Tuch verwahrte sie die einsamen Nächte,
in denen sie Gott um den Tod anflehte,
jene Nächte der Ohnmacht.
Jenes Tuch war wie ein Tagebuch.

Rina, ihre beste Freundin, besuchte sie,
gemeinsam mit Kho.
Rima verstand, was sie fühlte,
tröstete und half.

Eine Infusionsnadel steckte in ihrer Hand,
Vater und Mutter weinten, umarmten sie fest.
Und Fang Yin erinnerte sich wieder
an das, was ihr geschehen war.

Und die Erinnerung war schlimmer
als Beulen und Flecken auf ihrem Leib.
Sie war geschändet worden!4 Fang Yin entwich
ein spitzer Schrei, der hallte durch das Krankenhaus.

Lieber Gott,
So hilf mir doch.
Hilf mir doch
In meiner Not!

/8/

Jakarta war ein Meer aus Flammen. Wo nur
waren Polizei und Militär? Keine Spur von ihnen …
Gewalt und Chaos weiteten sich aus,
wie ein Flächenbrand.

Die Menschen Jakartas waren verstört,
in den Straßen tobte der Mob,
woher kamen all diese fremden Gestalten,
niemand schien sie zu kennen.

Sie stiegen herab von Lasterladeflächen,
großgewachsene, starke Männer.
Sie zerstörten, legten Feuer, plünderten,
und viele schlossen sich ihnen an.

Und auf dem Höhepunkt des Chaos,
nach dem Zusammenbruch jeglicher Ordnung,
verschwanden die gedungenen Plünderer,
doch der Mob tobte weiter, grundlos, ohne Plan.

Plünderte nun seinerseits, einander rempelnd,
nebeneinander, übereinander, hinein in
brennende Geschäfte. Und manche verbrannten
lebendigen Leibs. Sinnloser Tod!5

/9/

Fang Yin und ihre Eltern verstanden nichts von Politik
und schon gar nichts von militärischen Dingen.6
Man verdiente sich als Händler seinen Lebensunterhalt.
Und nun, in der Not, war niemand da, der ihnen half.

Indonesien erbebte, Blitzte zuckten am Himmel.
Präsident Suharto war auf Staatsbesuch in Ägypten.
Während man auf seine Rückkehr wartete,
griff die Krise immer weiter um sich.

Am 15. Mai des Jahres 1998,
um 4.30 Uhr in der Frühe,
erklärte Präsident Suharto, dass ein Rücktritt ausgeschlossen sei.
Das trug nicht zur Beruhigung der Lage bei.

Die Chinesen fürchteten ein neues Chaos
und verkauften nun zu Schleuderpreisen
die Waren in ihren Geschäften,
bereiteten die Flucht ins Ausland vor.

Derweil war Fang Yin noch im Krankenhaus,
voller Furcht vor neuem Grauen, neuer Gewalt.
Voller Furcht vor wilden Männerhorden,
vor brutaler Vergewaltigung.

Vater, worin besteht meine Schuld? Warum wurde ich
geschändet? Hab ich etwas falsch gemacht?
Der Vater schwieg,
umarmte innig seine Tochter.

Doch Kho, ihr Freund, wandte sich ab von ihr,
und Fang Yin schrie in den Nächten.
Ein Guru, der ihr helfen sollte, sprach zu ihr
von Schicksalsergebenheit, wie sie Konfuzius lehrt.

Er verwies auf die Gesetze der Astrologie.
Fang Yin sei im Zeichen des Drachen geboren,
doch 1998 sei das Jahr des Tigers. Und Drachen
hätten nun einmal kein Glück in diesem Jahr.

Und er beschrieb die Prinzipien des Ren Dou,
die Lehre von den Beziehungen zwischen den Menschen.
Und er las ihr vor aus einem schmalen Buch,
dem Buch des Mengzi.

Dort stand:
Vermeide, das Böse zu sehen.
Vermeide, das Böse zu hören.
Vermeide, über das Böse zu sprechen.

Und er strich ihr über die Stirn,
blickte ihr tief in die Augen, übertrug seine Kräfte auf sie,
ließ ihre Lebenskräfte wachsen
und sagte sanft zu ihr:

Fang Yin, dies Unglück ist nun mal geschehen.
Vergiss es! Fang ein neues Leben an!
Nimm das Schicksal hin und besiege die Vergangenheit!
Ein starker Wille wird das Leid besiegen.

Im Fernsehen verfolgte Fang Yin eine Diskussion
über die Geschichte der Chinesen in Indonesien.
Die seien immer wieder Opfer des Amoks eines Mobs geworden.7

O weh …. Das hatte Fang Yin noch gar nicht gewusst.

/10/

Eine Woche nach den schrecklichen Ereignissen
flog Fang Yin mit ihren Eltern nach Amerika.
Nicht weil man Indonesien nicht liebe, sagte ihr Vater,
sondern weil die Lage dazu zwinge.

Und er erzählte vom Cousin des Großvaters,
einem Kämpfer für die Freiheit Indonesiens,
von Sie Kok Liong, einem Weggefährten von Sukarno,
dem einst das Gebäude in der Kramat-Straße 106 gehörte.

Dort habe damals der Kongress der Jugend stattgefunden,
dort sei am 28. Oktober 1928 die Idee der Unabhängigkeit verkündet worden.
Doch was bedeutet Indonesien Fang Yins Familie jetzt noch?

Indonesien, ein Land, aus dem man fliehen muss.

/11/

Dreizehn Jahre sind seitdem vergangen. Fang Yin hat gehört,
dass die Verhältnisse in Indonesien sich gebessert hätten:
es gäbe gar Chinesen im Ministerrang, und das Neujahrsfest,
das lang verboten war, sei nun ein offizieller Feiertag.

Der Löwentanz, der werde heute frei und offen aufgeführt,
und Zeitungen in chinesischer Sprache dürften zirkulieren.
Im Fernsehen gebe es ein chinesischsprachiges Programm,
und Konfuzianismus gehöre zu den staatlich anerkannten Religionen.8

All die Chinesen, die aus Indonesien geflüchtet waren,
feiern gerne gemeinsam das Neujahrsfest.
Viele von sind heute keine Bürger Indonesiens mehr,
haben einen Pass der USA, Singapurs oder anderer Staaten.

Für sie ist Indonesien nur noch
dunkle, traurige Vergangenheit.
Doch das Neujahrsfest vereint sie,
unabhängig von Staatsbürgerschaft oder Glauben.

Fang Yins Vater aber stand zum gefassten Entschluss,
Staatsbürger Indonesiens zu bleiben.
Und immer wieder sprach er mit Fang Yin
und mahnte:

Du bist Indonesierin, Fang Yin,
und du musst es bleiben. Ja, er hatte dort
sein Glück und Auskommen gefunden,
und zurück nach Indonesien zog es ihn.

Und er war erbost, als er erfuhr,
dass Fang Yin sich anders entschied.
Und es schmerzte ihn sehr,
als sie amerikanische Staatsbürgerin wurde.

Denn nur Gutes hatte ihr der Vater über Indonesien erzählt,
damit sie dieses Land aufs Neue lieben könne,
das Land, das ihre Eltern stets verteidigt hatten,
für dessen Freiheit schon die Ahnen kämpften.

Fang Yin hatte immer gerne gelesen,
und jetzt las sie vieles über Indonesien,
dass die Lage dort jetzt besser sei.
Und Wissen kann ja die Menschen verändern.

Doch Fang Yin hatte den festen Entschluss gefasst,
nie mehr nach Indonesien zurückzukehren.
Und der Vater hatte schließlich aufgegeben,
sie zur Rückkehr in die Heimat zu bewegen.

Als die Eltern dann zurück nach Indonesien gingen,
ließ sich Fang Yin auch dadurch nicht erweichen.
Sie blieb alleine in den USA zurück, denn sie liebte
das freie Leben in einer modernen Kultur.

Sie genoss den Schutz durch Recht und Gesetz,
dessen Fehlen sie in Indonesien beklagte.
Sie hasste die Gewalt,
und deshalb hasste sie auch Indonesien.

Doch selbst Felsen geraten durch schwere Wellen ins Wanken,
und das Meer kann zur Wüste verdorren.
Was unter der Sonne verändert sich nicht?
Und die Worte des Vaters waren tief verankert im Herzen Fan Yings:

Amerika ist nur ein Ort, wo wir vorübergehend leben sollten,
denn wir sind in Indonesien geboren und sollten dort auch sterben.
Die Schmerzen der Vergangenheit müssen überwunden werden,
die Liebe zur Heimat muss in uns wieder wachsen.

Und Schritt für Schritt und unter großen Mühen
vermochte Fang Yin den Zorn in sich zu tilgen,
auch wenn die Schrecken des erlebten Leids
sich immer noch wie ein Gespenst in ihrer Seele regten.

Fang Yin fand immer mehr zu sich selbst, las Bücher
über Religion, Politik und Philosophie, liebte auch die Dichtung.
Das erworbene Wissen machte sie stark,
und sie war reif geworden durch das Leid.

Und dreizehn Jahre nach ihrer Ankunft in Amerika
fühlt Fang Yin ein Sehnen in sich wachsen.
Sie denkt zurück an die Kindheit in Jakarta,
flüstert den Namen ihrer ersten Liebe: Albert Kho.

Kho, wo bist du jetzt, was machst du wohl?
Doch die Beziehung ist seit langem schon zu Ende,
seit der Flucht Fan Yings vor dreizehn Jahren.
Nur jenes Taschentuch verbindet beide noch.

Dass Kho mittlerweile verheiratet ist, das hatte sie gehört,
und zwar mit Rina, ihrer besten Freundin,
auch ein Mädchen chinesischer Herkunft.
Die beiden seien Muslime geworden.

Und Fang Yin erinnert sich an damals,
als Kho und Rina sie im Krankenhaus besuchten.
Und es tut ihr weh, dass sie von diesen beiden
verlassen und im Stich gelassen worden war.

/12/

Und jetzt kniet Fang Yin vor jenem Taschentuch,
zündet erneut ein Streichholz an.
Will das, was blieb von ihrer Liebe, verbrennen,
will die Vergangenheit aus ihrem Herzen tilgen.

Sie flüstert: Albert Kho, ich muss dich vergessen.
Da zittern ihre Finger, in denen sie das Streichholz hält.
Sie fürchtet, das Feuer könne sie verbrennen.
Und sie bläst das Streichholz aus.

Sie weint. Erst leise,
doch dann wird daraus ein lautes Schluchzen.
Sie reißt sich zusammen, beißt auf die Zähne,
keiner soll das Schluchzen hören.

Dann entzündet sie das nächste Streichholz.
Und ohne nachzudenken, zündet sie das Tuch jetzt an.
Es verbrennt in lodernder Flamme,
und in der Asche sieht Fang Lin ihr altes Ich.

Verbrannt ist die Vergangenheit,
verbrannt ist langes Leid,
verbrannt ist die Liebe zu Kho,
verbrannt die Eifersucht auf Rina.

Und ihr Hass auf Indonesien? Er ist verbrannt.
Und das Feuer hat sie selbst gereinigt.
Die Welt scheint stillzustehen,
auch die Zeit, für eine lange Weile.

Von jenem Taschentuch ist nur noch Asche übrig.
Fang Yin ist neugeboren,
ist ein neuer Mensch,
befreit vom Schrecken der Vergangenheit.

Tränen tropfen auf die Asche,
das Taschentuch ist vertilgt.
Fang Yin hat Frieden gefunden,
im Zimmer steht eine neue Fang Yin.

Sie betet: Herr, gib mir Mut und gib mir Kraft.
Ich möchte zurück in die Heimat.
Dort möcht ich fortan leben, und dort, wo ich geboren bin,
dort möchte ich dereinst auch sterben.

/13/

Was bedeutet Indonesien Fang Yin?
Dort auf die Welt zu kommen, hatte sie sich nie gewünscht.
Als noch offen waren ihre Wunden,
war dieses Land für sie nur ein Pfuhl aus Leid.

Jetzt aber sieht sie dieses Land mit andren Augen,
sie spiegelt sich darin und sieht, dass sich immer alles verändert.
Jetzt will sie sein wie ihre Ahnen: in Indonesien geboren,
leben, kämpfen und auch sterben.

Indonesien ist erneut in ihrem Herzen,
wie ein Palmenzweig, der winkt und lockt,
der sie anfleht heimzukommen!
Tränen fließen über ihre Wangen.

2012, dies ist das Jahr des Drachen,
das heißt, es wird für Fang Yin ein glückliches Jahr.
Sie sehnt sich nach Jakarta, der Stadt ihrer Kindheit,
nach all den Orten, wo sie damals glücklich war.

Vor dreizehn Jahren war sie angekommen in Amerika,
trug mit sich Wut und Zorn,
trug mit sich einen tiefen Hass
auf das Land, das Indonesien heißt.

Jetzt will sie heim, ist voller Sehnsucht, und sie hofft,
dass Indonesien so sei wie sie selbst: Sieger über die Vergangenheit.
Not und Unglück wird es immer geben, doch es gilt:
Stets einen Traum, ein Ideal zu haben.

Es heißt, es gebe jetzt ein neues Indonesien.
Ja, mein Entschluss steht fest: Ich kehre heim!
Bald schon werd ich in der Heimat sein!
Bald schon werde ich in Indonesien leben!


  1. Der Begriff  »Chinesen«  bezieht sich in diesem Gedicht auf die indonesischen Staatsbürger chinesischer Abstammung. [Ab dieser  Fußnote handelt es sich um Fußnoten, die untrennbarer Bestandteil  des hier übersetzten Gedichtes sind.  Es handelt sich also um Fußnoten von  Denny JA. In einigen dieser Fußnoten wurden vom Übersetzer Hinweise auf englischsprachige Quellen hinzugefügt.] ↩︎
  2. Ungefähr 70.000 indonesische Staatsbürger chinesischer Abstammung verließen Indonesien nach den Unruhen im Mai 1998. Siehe: Ivan Widodo (ed.), COKIN: So What Gitu Lho! (Jakarta: Komunitas Bambu-Jaringan Tionghoa Muda, 2008), S. viii. ↩︎
  3. Exklusive Wohnbezirke für Menschen chinesischer Abstammung erinnern an Regelungen aus der niederländischen Kolonialzeit, als die Regierung den Chinesen besondere Wohnbezirke zuwies, um eine Interaktion mit einheimischen, also indonesischen Bevölkerungsgruppen zu verhindern, und zwar aus der Sorge heraus, dass ein Zusammenwirken zwischen Chinesen und Indonesiern das koloniale Herrschaftssystem hätte bedrohen können. Diese »Trennungspolitik«, in deren Rahmen die niederländische Kolonialregierung in vielen Städten chinesische Wohn- und Handelsbezirke einrichtete, wurde als »Wijkenstelsel« bezeichnet. Siehe: http://id.wikipedia.org/wiki/Tionghoa-Indonesia  und: http://en.wikipedia.org/wiki/Chinese_Indonesians. Es ist bemerkenswert, dass im heutigen Indonesien immer noch ähnliche Strukturen anzutreffen sind. ↩︎
  4. Am 13. und 14. Mai 1998 erlebten viele Frauen chinesischer Abstammung das gleiche Schicksal wie Fang Yin. Nicht nur in Jakarta, sondern auch in anderen indonesischen Städten, wie zum Beispiel Bandung, Solo, Medan und Makassar. Das für die Untersuchung der Vorfälle eingerichtete »Faktenfindungsteam«, das Tim Gabungan Pencari Fakta (TGPF), registrierte 78 Vergewaltigungen, 85 Opfer sonstiger sexueller Gewalt (z.B. Verletzung der Genitalien durch spitze Gegenstände). 1217 Menschen kamen bei den Vorfällen um (davon 1190 an Verbrennungen), 91 Menschen erlitten schwere Verletzungen, 31 Menschen sind vermisst. Siehe hierzu: Ester Indahyani Jusuf, Hotma Timbul, Olisias Gultom, Sondang Frishka: Kerusuhan Mei 1998 Fakta, Data dan Analisa: Mengungkap Kerusuhan Mei 1998 Sebagai Kejahatan Terhadap Kemanusiaan  (Jakarta: SNB dan APHI, 2007), S. 177, oder auch: http://en.wikipedia.org/wiki/May_1998_riots_of_Indonesia ↩︎
  5. Nach dem Ausbruch der Unruhen am 13. Mai fand am 14. Mai 1998 ein Treffen des indonesischen Generalstabs in der ostjavanischen Stadt Malang statt. Die Generäle nahmen an einer Sitzung des  Komando Pengendalian (Steuerungskommando) für die »Schnellen Sondereinsatztruppen« der ersten und zweiten Division teil. Präsident Suharto befand sich zu diesem Zeitpunkt in Kairo, um an einem Gipfeltreffen der G-15-Staaten teilzunehmen. Er hatte bereits am 9. Mai die Reise nach Ägypten angetreten, voller Selbstvertrauen sowie der Zuversicht, dass es nicht zu Unruhen oder gar zu einem Militärputsch kommen würde. Große Demonstrationen hatten bereits vor dem 9. Mai stattgefunden. Siehe zur Situation jener Tage z.B.: Tjipta Lesmana, Dari Soekarno Sampai SBY: Intrik dan Lobi Politik Para Penguasa (Jakarta: Gramedia, 2009), S. 120. ↩︎
  6. Nach Auffassung verschiedener Politikexperten waren jene Tage von einem Machtkampf zwischen zwei führenden Militärs gekennzeichnet, nämlich Generalleutnant Prabowo (damals Leiter der Strategischen Heeresreserve) und dessen Vorgesetztem General Wiranto (damals Befehlshaber der indonesischen Streitkräfte). Prabowo galt als Drahtzieher der Vorfälle auf dem Campus der Trisakti-Universität in Jakarta, wobei demonstrierende Studenten von Unbekannten erschossen wurden, stritt dies allerdings ab. Ihm wurde auch unterstellt, die Reformbewegung zu unterstützen und einen Rücktritt Suhartos zu befürworten. Er habe eine Situation schaffen wollen, in der er selbst an die Macht gelangen könnte. Wiranto wiederum wurde zum Lager derjenigen gezählt, die sich dafür einsetzten, dass Suharto an der Macht blieb. Als Harmoko, der Vorsitzende des Volkskongresses, den Rücktritt Suhartos forderte, bezeichnete Wiranto dies als private und nicht verfassungsgemäße Meinungsäußerung Harmokos. Jene Tage waren von vielerlei Gerüchten gekennzeichnet. Eine interessante Untersuchung zur politischen Situation jener Tage ist enthalten in: Dian Andika Winda dan Efantino Febriana, Rivalitas Wiranto-Prabowo : Dari Reformasi 1998 hingga Perebutan RI-1 (Yogyakarta: Bio Pustaka, 2009). ↩︎
  7. Zu Pogromen bzw. Ausschreitungen gegen Chinesen kam es in der Geschichte der Republik Indonesien immer wieder, zum Beispiel in folgenden Städten:
    Bandung, 10. Mai 1963: Dabei handelte es sich um die größten antichinesischen Ausschreitungen in Westjava. Ausgehend von Streitigkeiten zwischen Studenten indonesischer und chinesischer Herkunft auf dem Campus des Technologischen Instituts Bandung (ITB) kam es zu Unruhen, die sich auf andere Städte (z.B. Yogyakarta, Malang, Surabaya, Medan) ausweiteten.
    Pekalongan, 31. Dezember 1972: Auseinandersetzung zwischen Menschen arabischer und chinesischer Abstammung bei einem Begräbnis. Ein chinesischstämmiger Jugendlicher kommt dabei ums Leben.
    Palu, 27. Juli 1973: Eine Gruppe junger Männer zerstört einen chinesischen Kaufladen, weil der Besitzer seine Ware in Papier mit arabischen (islamisch konnotierten) Schriftzeichen eingewickelt hat.
    Bandung, 5. August 1973: Ein PKW mit chinesischen Insassen ist in einen Verkehrsunfall verwickelt. Es kommt zu handgreiflichen Auseinandersetzungen. In der Folge kommt es zu antichinesischen Ausschreitung und Unruhen im gesamten Stadtgebiet.
    Ujungpandang, April 1980: Nach dem Tod einer jungen Hausangestellten namens Suhari kommt das Gerücht auf, ihr chinesischer Arbeitgeber habe ihr Gewalt zugefügt, und sie sei an den Folgen gestorben. Es kommt zu rassistisch motivierten Ausschreitungen, Hunderte von Wohnhäusern und Geschäften von Chinesen werden dabei zerstört.

    Medan, 12. April 1980: Ein Gruppe von Studenten veranstaltet einen Motorradkonvoi und skandiert antichinesische Parolen. Es kommt zu Handgreiflichkeiten mit Menschen chinesischer Abstammung. Die Folge sind antichinesische Ausschreitungen und Unruhen in der gesamten Stadt.
    Solo, 20. November 1980: Nach einem Streit zwischen zwei Schülern einer Sportschule, Pipit Supriyadi und dem chinesischstämmigen Kicak, kommt es zu Unruhen in Solo und anderen zentraljavanischen Städten. Hunderte von chinesischen Kaufläden werden zerstört oder in Brand gesetzt.
    Surabaya, September 1986: Eine Hausangestellte wird von ihrem chinesischen Arbeitgeber misshandelt, was zu Wut und Empörung in Teilen der Bevölkerung Surabayas führt. Man wirft Steine auf die Autos und Kaufläden der Mitbürger chinesischer Abstammung.
    Pekalongan, 24. November 1995. Der geistig kranke chinesische Händer Yoe Sing Yung zerreißt einen Koran. Die aufgebrachte Bevölkerung zerstört Kaufläden ihrer chinesischstämmigen Mitbürger.
    Bandung, 14. Januar 1996: Ein Mob wütet nach einem Konzert des indonesischen Popsängers Iwan Fals, wirft Steine in chinesische Kaufläden. Anlass: Enttäuschung darüber, keine Karten für das Konzert bekommen zu haben.
    Rengasdengkok, 30. Januar 1997: Eine Person chinesischer Herkunft fühlt sich durch den Lärm einer Trommel, die zum islamischen Gebet aufruft, belästigt. Es kommt zum Streit. In der Folge zerstört ein Mob chinesische Wohnhäuser und Kaufläden.
    Ujungpandang, 15. September 1997: Benny Karre, ein geistig kranker Mann chinesischer Herkunft, ersticht einen Jugendlichen. Unruhen brechen aus, chinesische Wohnhäuser und Kaufläden werden in Brand gesetzt oder verwüstet.
    Kraksaan, Donggala, Sumbawa, Flores, Jatiwangi, Losari, Gebang, Pamanukan, Lombok, Rantauprapat und Aeknabara, Februar 1998: antichinesische Ausschreitungen.

    Mai 1998: Im Rahmen der Mai-Unruhen kommt es zu antichinesischen Pogromen, die für immer im Gedächtnis der Menchen chinesischer Herkunft in Indonesien werden haften bleiben.
    5. bis 8. Mai 1998 in Medan, Belawan, Pulobrayan, Lubuk-Pakam, Perbaungan, Tebing-Tinggi, Pematang-Siantar, Tanjungmorawa, Pantailabu, Galang, Pagarmerbau, Beringin, Batangkuis, Percut Sei Tuan: Die Unzufriedenheit mit der politischen Situation beginnt sich gegen Menschen chinesischer Herkunft zu richten.
    Jakarta, 13. und 14. März 1998: Der Volkszorn wegen der Erschießung von Studenten der Trisakti-Universität in Jakarta wird von bestimmten politischen Gruppierungen in antichinesische Unruhen „umgewandelt“. Diese gehören zu den schlimmsten in der Geschichte der Republik Indonesien. Es kommt zu Vergewaltigungen von Frauen chinesischer Herkunft.

    Solo, 14. Mai 1998: Die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der politischen Situation wird auch hier von bestimmten politischen Gruppierungen in antichinesische Unruhen »umgewandelt«. ↩︎
  8. Ein wichtiger Fortschritt, der in Indonesien im Rahmen der Reformpolitik seit 1998 erzielt wurde, liegt in der Verabschiedung des Gesetzes Nummer 12 des Jahres 2006 über die indonesische Staatsangehörigkeit begründet. In Paragraph 2 dieses Gesetzes heißt es: Indonesische Staatsbürger sind Angehörige indigener indonesischer Völker sowie Angehörige anderer Völker, welche die indonesische Staatsbürgerschaft aufgrund gesetzlicher Bestimmungen erhalten haben. Durch dieses Gesetz wurde die Stellung der Bürger chinesischer Herkunft in Indonesien gesetzlich und verfassungsmäßig abgesichert. ↩︎

Aus dem Indonesischen von Berthold Damshäuser aus: Das Taschentuch der Fang Yin. Essay-Gedicht von Denny J.A.; Illustrationen von Sutanto, 124 Seiten; Verlag: Inspirasi co., 2015; (ISBN: 978-602-19153-2-5);

Eine Rezitation des Werkes mit Bildern und Musik von Berthold Damshäuser gibt es hier auf YouTube.

Denny JA

Denny Januar Ali, bekannt als Denny JA, wurde 1963 in Palembang, Südsumatra, geboren. Er studierte Rechtswissenschaft an der Universitas Indonesia in Jakarta und erwarb anschließend in den USA einen Master in Public Administration (University of Pittsburgh, 1994) sowie einen PhD in Politikwissenschaft an der Ohio University (2001).

Seit Mitte der 1980er Jahre veröffentlichte er Essays und Kolumnen in indonesischen Zeitungen. Mit der Gründung des Forschungsinstituts Lingkaran Survei Indonesia (LSI) prägte er später die politische Meinungsbildung des Landes. Doch sein nachhaltiger Beitrag liegt im Literarischen: 2012 begründete er das Genre „Puisi Esai“ (Essay-Gedicht) – eine Verbindung aus Poesie, Narration und sozialer Reflexion mit wissenschaftlichen Fußnoten. Sein erstes Werk dieser Art, Atas Nama Cinta („Im Namen der Liebe“), behandelt Themen wie Diskriminierung und Menschenrechte.

Bis heute hat Denny JA über hundert Bücher veröffentlicht, darunter zahlreiche Essay-Gedichte, die auch ins Englische und Deutsche übersetzt wurden. 2020 erhielt er den „ASEAN Humanitarian and Diplomacy Literature Award“. Seine Texte verbinden ästhetische Form mit aktivistischem Engagement und greifen gesellschaftliche Themen wie Armut, Ungerechtigkeit und religiöse Intoleranz auf. Ende Oktober 2025 wurde Denny JA offiziell als Kandidat für den BRICS-Literaturpreis nominiert – eine internationale Anerkennung für einen Autor, der Literatur als Mittel gesellschaftlicher Veränderung versteht. Seine Vielseitigkeit als Dichter, Forscher, Intellektueller und sozialer Innovator macht ihn zu einer der bemerkenswertesten Gestalten der zeitgenössischen indonesischen Kultur.

Im November 2025 hat Denny JA den BRICS Award for Literary Innovation 2025 erhalten. Er erhielt die Auszeichnung im Rahmen der BRICS Literature Awards. Der Preis würdigt Denny JAs Engagement für innovatives Geschichtenerzählen und insbesondere seine Etablierung des neuen Genres der „Essay-Poesie“ (Puisi Esai). Hier die Rede, die er zum Erhalt des Preises gehalten hat:

Denny JA: Sapu Tangan Fang Yin

/1/

Ditatapnya sekali lagi sapu tangan itu,
tak lagi putih; tiga belas tahun berlalu.
Korek api di tangan, siap membakarnya
menjadi abu masa lalu.

Namun, sebelum api menjilat, hatinya bergetar;
Ditiupnya api itu – terdiam ia dalam senyap malam.
Dibukanya jendela kamar: kelam langit Los Angeles
Yang dihuninya sejak 13 tahun lalu.

Terlintas ingatan minggu pertama di kamar ini
Ketika setiap malam ia menangis;
Ya, panggil saja ia Fang Yin – hamparan rumput harum artinya.
Nama sebenarnya dirahasiakan, menunggu sampai semua reda.

Waktu itu usianya dua puluh dua
Terpaksa kabur dari Indonesia, negeri kelahirannya
Setelah diperkosa segerombolan orang
Tahun 1998, dalam sebuah huru-hara.

Apa arti Indonesia bagiku? bisik Fang Yin kepada dirinya sendiri.
Ribuan keturunan Tionghoa1 meninggalkan Indonesia:
Setelah Mei yang legam, setelah Mei yang tanpa tatanan
Setelah Mei yang bergelimang kerusuhan.2

/2/

Hari itu negeri berjalan tanpa pemerintah
Hukum ditelantarkan, huru-hara di mana-mana
Yang terdengar hanya teriakan
Kejar Cina! Bunuh Cina! Massa tak terkendalikan.

Langit menghitam oleh kobaran asap
Dari rumah-rumah dan pertokoan –
Semua terkesima, tak ada yang merasa siap
Melindungi diri sendiri dari keganasan.

Ada keluarga yang memilih bunuh diri
Di hadapan para penjarah yang matanya bagai api
Yang siap menerkam; yang siap merampas apa saja
Yang siap memperkosa perempuan tak berdaya.

Apa arti Indonesia bagiku? bisik Fang Yin
Kepada dirinya sendiri, yang hidupnya telah dirampas
Yang tak lagi bisa merasakan sejuknya angin
Sebab kebahagiaannya tinggal ampas.

Waktu itu terdengar anjing melolong panjang
Seperti minta tolong aparat keamanan;
Mereka melemparkan binatang itu ke kolam
Menggelepar-gelepar: airnya pun memerah.

/3/

Fang Yin sekeluarga mengungsi ke Amerika
Bersama sejumlah warga keturunan Tionghoa;
Mereka tinggal berdekatan di New York, Philadelphia,
Los Angeles, New Jersey – bagaikan perkampungan Indonesia.

Minggu-minggu pertama di Amerika
Fang Yin belum sadar apa sebenarnya yang terjadi
Raga dan jiwanya lemah, perlu pemulihan dari dahsyatnya trauma,
Ke mana pun ia pergi, orang tuanya dan seorang psikolog mendampingi.

Setelah tiga bulan hidupnya menjadi normal.
Ia pun ikut kursus bahasa Inggris, ingin meneruskan kuliah.
Namun Fang Yin sudah berubah –
Ia tak lagi ceria, suka menyendiri saja.

Ketika seorang pemuda Korea mendekatinya
Fang Yin malah menjauh, khawatir kalau-kalau tak berbeda
Dengan Kho, pacarnya dulu di Jakarta,
Yang meninggalkannya setelah tahu ia diperkosa.

13 tahun sudah ia di Amerika, tumbuh keinginannya
Untuk pulang ke tanah kelahirannya, Indonesia;
Waktu itu usianya menginjak tiga puluh lima
Ia ingin memulai hidup baru, membangun keluarga.

Ingin punya suami, ingin punya anak
Rindu kampung halaman tempat ia dilahirkan dan dibesarkan
Rindu teman-teman remaja, rindu masa-masa menghabiskan waktu
Jalan-jalan dan bercanda ria di Mal Citraland.

Tapi kemarahannya pada Indonesia masih menyala
Trauma diperkosa masih berujud horor baginya.
Fang Yin membatalkan niatnya untuk kembali
Baginya Indonesia masa silam yang kelam

Kenangan pada Kho membekas di benaknya.
Tak ia ketahui di mana kini pemuda itu berada.
Dibukanya secarik surat yang sejak 12 tahun lalu
Akan dikirimkannya ke pemuda itu, tapi selalu dibatalkannya.

Kho, apa kabarmu
Aku sendiri di sini
Dulu katamu akan menemaniku
Terutama di kala susah
Itu sebabnya kuterima cintamu
Aku sangat susah hati, Kho
Aku ingin dengar suaramu.

Ia sering coba menghubunginya lewat telepon
Tak pernah ada jawaban, bagai raib begitu saja.
Mungkin Kho juga mengungsi, tapi entah ke mana
Fang Yin tidak pernah tahu lagi tentangnya. Satu-satunya kenangan dari Kho
Yang sampai sekarang masih disimpannya
Adalah selembar sapu tangan
Yang saat ini ia genggam erat-erat, merisaukannya.

/4/

Ingin ia bakar selembar kenangan itu
Saksi satu-satunya, sisa trauma masa lalu
Selama ini disimpannya diam-diam setangan itu
Tak ingin ada orang lain mengganggu.

Ditatapnya kembali sapu tangan itu
Ia sentuh permukaannya, masih terasa
Bekas air mata yang tetes demi tetes membasahinya dulu
Bagian abadi dari hidupnya.

Setahun lalu psikolognya, warga Amerika, bilang
Ia nyaris sembuh. Dan akan lengkap sembuhnya
Jika ia ikhlas menerima masa lalu yang telah hilang
Sebagai bagian dari permainan nasib manusia.

Kepada psikolog itu Fang Yin berhutang nyawa.
Beberapa kali perempuan itu nyaris bunuh diri
Tetapi karena ia menemaninya setiap hari
Jiwa anak keluarga kaya itu pun beranjak sembuh kembali.

Ia ulang-ulang mantra psikolog itu,
Ia coba pahami apa yang ada di balik kata-katanya:
Terimalah kenyataan apa adanya!
Berdamailah dengan masa lalu. Di bulan ke empat, ia mulai rasakan khasiat
Masa lalu tidak lagi menjadi bom di kepala
Namun kenangan itu bagai tawon yang tak henti menyengat
Tidak dengan mudah minggat.

/5/

Ditatapnya kembali sapu tangan itu:
Tampak tayangan sinema di permukaannya:
Tergambar rumahnya di Kapuk, Jakarta Utara
Sebuah bangunan yang tinggi temboknya.

Berjajar di samping rumah-rumah lain
Yang pagarnya seakan berlomba
Mana yang paling tinggi, mana yang paling kokoh.
Semua dihuni warga keturunan Tionghoa.3

Namun, tembok setinggi apa pun
Ternyata tak mampu mengamankannya
Tak mampu membendung gelombang huru-hara
Yang membakar Jakarta.

Hari itu Selasa 12 Mei 1998.
Fang Yin tidak kuliah, di rumah saja;
Ia hanya menonton televisi
Semuanya menyiarkan berita itu-itu juga.

Mimbar bebas di kampus-kampus
Unjuk rasa di mana-mana
Menuntut Soeharto turun
Dianggap tak mampu pulihkan ekonomi negara.

Perusahaan-perusahaan gulung tikar
Pengangguran merajalela
Harga barang-barang pokok melambung
Nilai rupiah semakin terpuruk.

Gerakan mahasiswa yang mula-mula hanya unjuk rasa
Gerakan Reformasi mula-mula namanya
Segera berubah menjadi gelombang besar demonstrasi
Tak bisa dibendung lagi.

Sore hari, Selasa 12 Mei
Di depan Universitas Trisakti
Empat mahasiswa tewas tertembak:
Malam pun mencekam, gejolak merebak.

Rabu 13 Mei 1998
Ribuan mahasiswa berkumpul
Di Universitas Trisakti
Duka cita berbaur teriakan kerumunan massa.

Tak diketahui dari mana rimbanya
Siang hari semakin dipenuhi massa
Dan, tiba-tiba saja, sekelompok orang
Membakar ban-ban bekas di tengah jalan.

Asap hitam pun membubung tinggi
Truk yang melintas dihentikan massa
Dan teriakan bergema, semakin liar:
Bakar! bakar!

Massa bagai kerumunan semut
Merangsek ke tengah-tengah kota
Turun dari truk-truk yang muncul tiba-tiba
Entah dari mana datangnya.

Teriakan pun berubah arahnya
Dan terdengar Bakar Cina! Bakar Cina!
Gerombolan yang tegap dan gagah
Menyisir toko, kantor, dan pemukiman Tionghoa.

Mereka memasuki rumah-rumah kaum sipit mata
Menyeret para penghuninya, menghajar para pria
Memperkosa perempuannya. Dan semakin siang
Semakin tak terbilang jumlahnya.

Ditemani seorang pembantu, Fang Yin menyaksikan
Adegan demi adegan horor itu di televisi. Ketakutan menyergapnya!
Ia telepon ayahnya di kantor, tak bisa pulang
Jalanan dipenuhi massa, tak terbilang.

/6/

Hantu yang ditakutinya pun menjelma –
Didengarnya suara-suara memekakkan telinga
Segerombolan orang merusak pagar rumahnya
Mereka masuk dan membunuh anjing herdernya.

Pembantunya sempat berteriak, lalu terkapar
Oleh para berandal itu ia dihajar.
Fang Yin lari mengunci diri di dalam kamar
Berteriak, melolong, meminta tolong.

Tak ada yang mendengar. Mungkin tetangganya
Juga tengah menghadapi ketakutan yang sama.
Pintu kamar Fang Yin didobrak, masuklah lima pria
Bertubuh tegap – ke ranjang mereka menyeretnya.

Rambutnya dijambak
Pakaiannya dikoyak-moyak
Dan dengan kasar
Mereka pun memukul, menampar.

Fang Yin pun menjerit, mohon ampun,
Jangan…Jangan…
Saya punya uang.
Ampun. Jangan.

Bagai sekawanan serigala mereka:
Seseorang memegang kaki kirinya
Seorang lagi merentang kaki kanannya
Yang lain menindih tubuhnya.

Wahai, terenggut sudah kehormatannya!
Yang lain bersiap menunggu giliran
Ganas seringainya, tak ada belas
Bagi seorang perawan.

Fang Yin meronta sebisa-bisanya
Berteriak sekuat-kuatnya
Bergerak-gerak mempertahankan kehormatannya
Memukul, menjambak sekenanya.

Di antara sakit dan cemas yang tiada taranya
Sempat didengarnya para berandal tertawa
Melahapnya: Hihihihi, hahahaha
Fang Yin pun kehilangan kesadarannya.

/7/

Fang Yin, ya, Fang Yin yang malang –
Ketika dibukanya mata
Didapatinya dirinya terbaring
Di rumah sakit.

Saat itu Kho, pacarnya, datang menjenguk
Memberinya sapu tangan;
Fang Yin menghapus tetes air matanya –
Sapu tangan itulah yang setia menyertainya.

Tersimpan di sapu tangan itu tetes air matanya yang pertama
Tetes air matanya yang kedua
Tetes air matanya yang kesepuluh
Tetes air matanya yang keseribu

Tersimpan pula di sana malam-malamnya yang sepi
Ketika ia meminta Tuhan membuatnya mati saja
Ketika ia merasa diri lunglai, tak lagi bertulang
Sapu tangan itu merekam seperti buku diary.

Rina, sahabat dekatnya, membelainya
Yang menyertai Kho menjenguknya.
Rina sangat memahaminya,
Rina banyak membantunya.

Infus mengalir di sebelah tangannya
Ayah dan ibunya menangis memeluknya;
Fang Yin mengingat-ingat apa yang terjadi
Membayangkan apa yang telah dialami.

Memar tersebar di sekujur tubuh
Dan teringatlah: ia telah diperkosa!4
Fang Yin menjerit kuat sekali
Seisi rumah sakit mendengarnya,Tolong…tolong…
Ampun, ya Tuhan
Tolong aku
Ampun, ampun…

/8/

Jakarta lautan api! Di mana pula aparat keamanan?
Tak tampak sama sekali.
Kerusuhan pun menjalar liar
Bagaikan api, bagaikan ular.

Warga Jakarta terkesima.
Begitu banyak orang-orang datang
Begitu saja, entah dari mana
Tak ada yang kenal mereka.

Didrop truk di lokasi tertentu
Mereka kekar dan tegap –
Mereka merusak, mereka membakar,
Mereka menjarah – dan massa pun terpancing.

Dan ketika kerumunan semakin banyak
Dan ketika tak ada lagi aturan yang tegak
Para penjarah meninggalkan lokasi –
Massa pun mengamuk tanpa sebab yang pasti.

Mereka berebut menjarah, saling mendahului
Tunggang-langgang, tindih-menindih terjebak api
Dalam bangunan yang menyala-nyala
Terpanggang hidup-hidup – dan tewas sia-sia.5

/9/

Fang Yin dan keluarga tidak paham politik
Apa lagi masalah militer.6
Mereka cari nafkah berdagang saja
Dan ketika bingung, tak tahu harus mengadu ke mana.

Bumi Indonesia gonjang-ganjing, langit berkilat-kilat
Sedangkan Presiden Soeharto berada di Mesir sana;
Situasi menjadi semakin parah
Menanti Sang Presiden kembali.

Tahun 1998, tanggal 15 Mei
Pukul 4.30 dini hari
Soeharto menyatakan tak bersedia mundur;
Ketegangan memuncak, ketenteraman pun hancur.

Warga Tionghoa yang mulai tenang
Kembali khawatir kalau huru-hara kembali datang;
Mereka jual barang-barang mereka, banting harga
Bersiap-siap hengkang ke mancanegara.

Di rumah sakit, Fang Yin masih terbaring lemah.
Ia menduga kerusuhan akan kembali terjadi
Dan orang-orang tegap yang brangasan
Akan memperkosanya lagi.

Papi, apa salah saya? Kenapa saya diperkosa?
Apa salah saya, Papi?
Ayahnya tak menjawab,
Dipeluknya anaknya erat-erat.

Kho, pacarnya, terdiam dan mulai dingin sikapnya.
Fang Yin menjerit-jerit –
Seorang guru spiritual coba menghentikannya
Mengajarkan keikhlasan Konghucu.

Disampaikannya hakikat shio;
Fang Yin adalah gadis Naga, dan 1998 adalah Macan –
Naga kurang beruntung di tahun itu
Dan harus menerima dengan dada terbuka.

Diuraikannya prinsip Ren Dao
Ajaran tentang hubungan antarmanusia;
Ya, sebuah kitab kecil, Kitab Meng Zi:
Dan dibacakannya,

Dengarkan:
Yang tidak susila jangan dilihat
Yang tidak susila jangan didengar
Yang tidak susila jangan dibicarakan.

Dengan penuh kasih dipegangnya kening Fang Yin
Ia tatap matanya, dialirkannya enerji,
Ditumbuhkannya semangat hidup,
Dan dengan tenang dikatakannya,

Fang Yin, Ini bencana sudah terjadi
Lupakan saja. Mulailah hidup baru –
Keikhlasan akan mengalahkan kemalangan
Keyakinan akan mengalahkan derita. Di televisi rumah sakit, Fang Yin mendengar diskusi:
Dalam sejarah Indonesia, warga Tionghoa
Acap jadi korban amuk massa.[1]
Uhhhh… Fang Yin tidak paham sejarah.


[1] 1.          Beberapa kasus kerusuhan anti-Cina yang pernah terjadi yaitu: (dikutip dari http://sosbud.kompasiana.com/2011/05/11/

riwayat-kerusahan-rasial-di-indonesia/… Lihat juga, Karta Raharja Ucu, “Tionghoa dan Sejarah Kelam Kerusuhan di Indonesia”, http://m.today.co.id/index.php?kategori=nasional

&sub=nasional&detail=8182)

Bandung, 10 Mei 1963. Kerusuhan anti-Cina terbesar di Jawa Barat. Awalnya, terjadi keributan di kampus Institut Teknologi Bandung antara mahasiswa pribumi dan non-pribumi. Keributan berubah menjadi kerusuhan yang menjalar ke mana-mana, bahkan ke kota-kota lain seperti Yogyakarta, Malang, Surabaya, dan Medan.

Pekalongan, 31 Desember 1972. Terjadi keributan antara orang-orang Arab dan keturunan Cina. Awalnya, perkelahian yang berujung terbunuhnya seorang pemuda Cina. Keributan terjadi saat acara pemakaman.

Palu, 27 Juni 1973. Sekelompok pemuda menghancurkan toko Cina. Kerusuhan muncul karena pemilik toko itu memakai kertas yang bertuliskan huruf Arab sebagai pembungkus dagangan.

Bandung, 5 Agustus 1973. Kasus serempetan gerobak dengan mobil berbuntut perkelahian. Kebetulan penumpang mobil orang-orang Cina. Akhirnya, kerusuhan meledak di mana-mana.

Ujungpandang, April 1980. Suharti, seorang pembantu rumah-tangga meninggal mendadak. Kemudian beredar desas-desus: Ia mati karena dianiaya majikannya Cina-nya. Kerusuhan rasial meledak. Ratusan rumah dan toko milik warga keturunan Cina dirusak.

Medan, 12 April 1980. Sekelompok mahasiswa USU (Universitas Sumatera Utara) bersepeda motor keliling kota, sambil memekikkan teriakan anti-Cina. Kerusuhan itu bermula dari perkelahian.

Solo, 20 November 1980. Kerusuhan melanda kota Solo dan merembet ke kota-kota lain di Jawa Tengah. Bermula dari perkelahian pelajar Sekolah Guru Olahraga, antara Pipit Supriyadi dan Kicak, seorang pemuda keturunan Tionghoa. Perkelahian itu berubah menjadi perusakan dan pembakaran toko-toko milik orang-orang Cina.

Surabaya, September 1986. Pembantu rumah tangga dianiaya majikannya yang keturunan Cina. Kejadian itu memancing kemarahan masyarakat Surabaya. Mereka melempari mobil dan toko-toko milik orang-orang Cina.

Pekalongan, 24 November 1995. Yoe Sing Yung, pedagang kelontong, menyobek kitab suci al-Quran. Akibat ulah penderita gangguan jiwa itu, masyarakat marah dan menghancurkan toko-toko milik orang-orang Cina.

Bandung, 14 Januari 1996. Massa mengamuk seusai pertunjukan musik Iwan Fals. Mereka melempari toko-toko milik orang-orang Cina. Pemicunya, mereka kecewa tak bisa masuk pertunjukan karena tak punya karcis.

Rengasdengklok, 30 Januari 1997. Mula-mula ada seorang keturunan Cina yang merasa terganggu suara beduk Subuh. Percekcokan terjadi. Masyarakat mengamuk, menghancurkan rumah dan toko Cina.

Ujungpandang, 15 September 1997 Benny Karre, seorang keturunan Tionghoa dan pengidap penyakit jiwa, membacok seorang anak pribumi, kerusuhan meledak, toko-toko Tionghoa dibakar dan dihancurkan.

Februari 1998 Kraksaan, Donggala, Sumbawa, Flores, Jatiwangi, Losari, Gebang, Pamanukan, Lombok, Rantauprapat, Aeknabara: Januari – Anti Tionghoa

Kerusuhan Mei 1998 Salah satu contoh kerusuhan rasial yang paling dikenang masyarakat Tionghoa Indonesia yaitu Kerusuhan Mei 1998.

5-8 Mei 1998 Medan, Belawan, Pulobrayan, Lubuk-Pakam, Perbaungan, Tebing-Tinggi, Pematang-Siantar, Tanjungmorawa, Pantailabu, Galang, Pagarmerbau, Beringin, Batangkuis, Percut Sei Tuan: Ketidakpuasan politik yang berkembang jadi anti Tionghoa.

Jakarta, 13-14 Mei 1998. Kemarahan massa akibat penembakan mahasiswa Universitas Trisakti yang dikembangkan oleh kelompok politik tertentu jadi kerusuhan anti-Cina. Peristiwa ini merupakan peristiwa anti-Cina terbesar sepanjang sejarah Republik Indonesia. Sejumlah perempuan keturunan Tionghoa diperkosa.

Solo, 14 Mei 1998. Ketidakpuasan politik yang kemudian digerakkan oleh kelompok politik tertentu menjadi kerusuhan anti Tionghoa.

/10/

Demikianlah seminggu setelah peristiwa
Fang Yin dan keluarga terbang ke Amerika;
Bukan karena tidak cinta Indonesia, kata ayahnya,
Tetapi keadaanlah yang telah memaksa.

Ayah bercerita tentang kerabat kakek buyut mereka
Pejuang kemerdekaan, sahabat Bung Karno;
Sie Kok Liong namanya
Pemilik Gedung Kramat 106.

Di gedung itu dulu diselenggarakan Kongres Pemuda
Yang melahirkan Sumpah Pemuda 28 Oktober 1928;
Apa gerangan arti Indonesia bagi Fang Yin dan keluarganya?
Mereka harus hengkang demi keselamatan jiwa.

/11/

Kini 13 tahun setelah musibah itu
Fang Yin mendengar Indonesia sudah stabil kembali;
Beberapa warga keturunan Tionghoa menjadi menteri
Tradisi Imlek diberi hak hidup seperti dulu lagi.

Barongsai bebas melanggak-lenggok,
Koran berbahasa Cina sudah boleh beredar
Program berbahasa Cina ditayangkan di televisi.
Agama Konghucu sudah diakui.7

Komunitas Tionghoa Indonesia di manca negara
Kadang jumpa, berbagi cerita tentang Imlek dan segala rupa;
Sudah banyak yang ganti negeri
Menjadi warga Amerika, Singapura, dan lain-lainnya.

Tampaknya, bagi mereka Indonesia adalah masa silam
Yang kelam hitam;
Namun, Imlek masih tetap menyatukan mereka
Walau berbeda agama dan negara.

Ayah Fang Yin teguh pendirian
Pantang jadi warga negara lain;
Kepada Fang Yin ayahnya sering berpesan
Dan mewanti-wanti,

Fang Yin, kau anak Indonesia sejati
Jangan pindah menjadi warga lain negeri.
Ayahnya mendapatkan rezeki di Indonesia
Pada waktunya harus kembali ke sana.

Dan ia tentu saja marah ketika diketahuinya
Fang Yin sudah pindah warga negara;
Paspor Amerika Serikat sudah di tangannya,
Prosesnya dibantu oleh seorang pengacara.

Fang Yin banyak diberi tahu ayahnya tentang Indonesia
Agar tumbuh kembali cinta tanah airnya
Negeri yang sejak dulu mereka bela –
Sejak zaman pergerakan yang melibatkan buyutnya.

Fang Yin adalah gadis yang rajin membaca:
Perpustakaan menyediakan segala macam buku,
Buku menyediakan segala macam ilmu,
Dan ilmu akan bisa mengubah manusia.

Tetapi gadis itu sudah pasti dengan dirinya
Tak ingin melihat Indonesia lagi;
Ayahnya sudah putus asa
Meyakinkan Fang Yin untuk kembali.

Dan ketika Ayah pulang ke Indonesia
Fang Yin tetap berkeras hati
Untuk tinggal di Amerika Serikat sendiri –
Budaya modern pegangannya, kebebasan sandarannya.

Fang Yin suka perlindungan hukum
Itu sebabnya ia marah kepada Indonesia;
Fang Yin tak suka kekerasan
Itu perkara ia benci Indonesia.

Namun, karang pun bisa goyah oleh ombak besar:
Samudra bisa menjadi padang pasir
Apa yang tak berubah di bawah Matahari?
Nasihat ayahnya sudah begitu dalam berakar.

Amerika hanyalah tempat sementara untuk singgah
Tapi kita lahir di Indonesia, jadi mati sebaiknya di sana –
Luka masa silam harus dilawan
Cinta Ibu Pertiwi harus ditumbuhkan.

Dan selangkah demi selangkah, dengan susah payah
Kemarahan Fang Yin pun mulai reda
Walau kesedihan atas huru-hara itu
Masih membayang seperti hantu.

Fang Yin mulai tumbuh jati diri
Bertahun buku filsafat, sastra, agama, politik dilahapnya;
Ilmu pengetahuan memahatnya
Derita panjang masa silam justru melezatkan sikap hidupnya.

Dan sesudah tiga belas tahun berlalu
Fang Yin mulai merasakan rindu.
Terkenang kampung halaman, masa remaja di Jakarta;
Tak sadar, disebutnya nama Albert Kho, cinta pertamanya.

Di manakah engkau kini, pujaan hatiku?
Sejak kepindahannya ke Amerika,
Mereka tak pernah lagi menjalin hubungan;
Hanya sapu tangan itu yang kini tersisa.

Selentingan ia dengar kabar, Kho sudah berkeluarga
Rina nama istrinya, dulu sahabat kental Fang Yin –
Ia juga seorang keturunan Tionghoa;
Keduanya telah menjadi Muslim dan Muslimah.

Terbayang olehnya saat Kho dan Rina
Menjenguknya di rumah sakit dulu;
Fang Yin hanya bisa diam, menyimpan kepedihan
Ditinggal orang yang sudah sangat lekat di hati.

/12/

Fang Yin kembali berlutut di hadapan sapu tangan,
Korek api ia nyalakan –
Ingin dibakarnya sisa kenangan pacarnya dulu:
Masa silam harus segera dihapus dari ingatan.

Albert Kho harus pula aku lupakan, katanya.
Tangan yang memegang korek kembali gemetar;
Ia ketakutan, seolah api itu akan menghanguskan dirinya;
Dan api pun tak jadi berkobar.

Fang Yin menangis.
Mula-mula perlahan, lama-lama semakin mengiris –
Ditahan-tahankannya
Agar tak ada orang lain mendengar.

Ia nyalakan lagi korek api –
Dan tanpa pikir panjang, ia bakar sapu tangan itu;
Api menyala, sapu tangan terbakar
Ia melihat seluruh dirinya yang lama menjadi abu.

Masa silam terbakar,
Derita panjang ikut terbakar,
Cinta pada Kho terbakar
Cemburu pada Rina pun lenyap terbakar.

Dan kemarahannya pada Indonesia?
Terbakar sudah, bagai ritus penyucian diri;
Semesta seolah berhenti
Waktu senyap – lama sekali.

Dan sapu tangan pun jadi seonggok abu.
Fang Yin merasa lahir kembali
Jadi perempuan yang sama sekali baru
Bersih dari kengerian masa lalu.

Air mata menetes mengiringi api,
Sapu tangan tak ada lagi.
Ia kini berhasil berdamai dengan masa silam
Ia kini berhasil menjadi Fang Yin yang baru.

Khusyuk ia berdoa: Ya Tuhan, tumbuhkan keberanian
Aku berniat kembali ke Ibu Pertiwi
Ijinkan kuhabiskan sisa hidup di sana
Tanah yang melahirkanku, jadikan juga tanah yang nanti menguburku.

/13/

Apa arti Indonesia bagi Fang Yin?
Lahir di sana tak ia minta
Ketika trauma masih menganga
Indonesia hanya kubangan luka.

Kini ia melihat Indonesia dengan mata berbeda
Negeri itu menjadi cermin dirinya yang terus berubah
Ia ingin seperti buyutnya
Lahir, cari nafkah, berjuang lalu mati di sana.

Indonesia masuk lagi dalam kalbunya
Seperti nyiur yang melambai-lambai
Mengimbaunya untuk segera pulang!
Fang Yin merasakan rindu, menitikkan air mata.

Menurut kalender Cina, 2012 adalah Shio Naga
Akan baik peruntungannya;
Ia rindu masa remaja,
Ia rindu tempat dulu menghabiskan senja di Jakarta.

13 tahun lalu, ia datang ke Amerika
Membawa kemarahan yang sangat
Membawa dendam kesumat
Kepada Indonesia.

Kini ia ingin pulang, rindunya membara
Ia ingin Indonesia seperti dirinya: menang melawan masa lalu
Musibah dan bencana datang tak terduga
Yang penting harus tetap punya mimpi. Ini Indonesia baru, katanya, kata mereka.
Ya, ya – niatnya pun teguh: Aku segera kembali ke sana!
Aku segera pulang ke sana!
Aku segera hidup di sana!


  1. Dalam puisi ini, kata Tionghoa dan Cina merujuk pada kelompok etnis yang sama. Tionghoa diekspresikan sebagai ucapan netral. Sedangkan Cina lebih merupakan “umpatan negatif” yang dilontarkan massa dalam kisah huru-hara. ↩︎
  2. Tercatat sekitar 70.000 warga keturunan etnis Cina meninggalkan Indonesia pascakerusuhan Mei 1998 itu. Lihat, Ivan Wibowo (ed.), COKIN: So What Gitu Lho! (Jakarta: Komunitas Bambu-Jaringan Tionghoa Muda, 2008), h. viii. ↩︎
  3. Kawasan-kawasan eksklusif yang menjadi hunian warga keturunan Cina mirip dengan kebijakan penjajah Belanda di masa lalu. Mereka sengaja ingin memisahkan orang-orang Cina supaya tidak berinteraksi dengan pribumi. Sebab kalau itu dibiarkan, ia bisa menjadi kekuatan sosial yang besar dan membahayakan penjajah. Kebijakan ini disebut Wijkenstelsel di mana Belanda menciptakan pemukiman etnis Cina atau pecinan di sejumlah kota besar di Hindia Belanda. Lihat http://id.wikipedia.org/wiki/Tionghoa-Indonesia, Era Kolonial. Anehnya, model pemukiman seperti itu tetap dilanjutkan sampai sekarang. ↩︎
  4. Pada 13-14 Mei itu, banyak gadis Cina yang bernasib sama dengan Fang Yin. Bukan hanya di Jakarta, tapi juga di Bandung, Solo, Medan, Makassar dan kota-kota lain. Tim Gabungan Pencari Fakta (TGPF) mencatat 78 orang perempuan Cina menjadi korban perkosaan, 85 orang mengalami kekerasan seksual, disiksa alat kelaminnya dengan benda tajam. Korban yang meninggal dunia tercatat sekitar 1.217 orang (1.190 orang di antaranya meninggal akibat terbakar), luka-luka 91 orang, dan hilang 31 orang. Lihat dalam Ester Indahyani Jusuf, Hotma Timbul, Olisias Gultom, Sondang Frishka, Kerusuhan Mei 1998 Fakta, Data dan Analisa: Mengungkap Kerusuhan Mei 1998 Sebagai Kejahatan Terhadap Kemanusiaan (Jakarta: SNB dan APHI, 2007), h. 177. ↩︎
  5. Sehari setelah pecah kerusuhan 13 Mei, para jenderal pergi ke Malang untuk menghadiri upacara komando pengendalian (Kodal) Pasukan Pemukul Reaksi Cepat (PPRC) dari divisi I ke divisi II. Huru-hara masih berlangsung, korban masih bergelimpangan. Ketika kerusuhan itu terjadi, Presiden Soeharto sedang berada di Kairo, Mesir, untuk menghadiri Konferensi Tingkat Tinggi (KTT) G-15. Ia dengan penuh percaya diri meninggalkan tanah air pada 9 Mei 1998 karena yakin tak akan terjadi peristiwa besar seperti kerusuhan atau kudeta tentara, karena pada saat itu demonstrasi sering terjadi dan menjadi kegiatan rutin. Lihat, misalnya, Tjipta Lesmana, Dari Soekarno Sampai SBY: Intrik dan Lobi Politik Para Penguasa (Jakarta: Gramedia, 2009), h. 120. ↩︎
  6. Para pengamat menyebutkan, saat itu sedang terjadi rivalitas Prabowo dan Wiranto. Letjen TNI Prabowo yang pada saat itu menjabat Pangkostrad ingin mengalahkan seniornya Panglima ABRI Wiranto. Peristiwa Trisakti dituduhkan kepada Prabowo. Tapi pihak Prabowo membantahnya. Prabowo juga dituding terlalu dekat dengan tokoh-tokoh reformasi, dan ditengarai menyetujui tuntutan Soeharto mundur. Katanya, ia sedang mematangkan situasi untuk ambil alih kekuasaan. Sementara itu, Wiranto dianggap tetap menginginkan Soeharto bertahan. Maka ketika Ketua MPR Harmoko menuntut Soeharto mundur, Wiranto mengatakan bahwa itu pendapat pribadi Harmoko yang sama sekali tidak konstitusional. Begitu banyak kabar burung yang beredar. Kajian menarik menyangkut hal ini lihat, misalnya, Dian Andika Winda dan Efantino Febriana, Rivalitas Wiranto-Prabowo : Dari Reformasi 1998 hingga Perebutan RI-1 (Yogyakarta: Bio Pustaka, 2009). ↩︎
  7. Salah satu pencapaian penting ialah keluarnya UU Nomor 12 Tahun 2006 tentang Kewarganegaraan Republik Indonesia di mana dalam Pasal 2 disebutkan: “Yang menjadi warga negara Indonesia adalah orang-orang bangsa Indonesia asli dan orang-orang bangsa lain yang disahkan dengan undang-undang sebagai warga negara.” Itu berarti eksistensi warga keturunan Cina semakin terlindungi secara hukum dan konstitusi. ↩︎

Aus dem Indonesischen von Berthold Damshäuser

Sembilan Nyawa Nawadru: Eine Kurzgeschichte von Triyanto Triwikromo

Am 30. Januar 2022 veröffentlichte die indonesische Tageszeitung Kompas die Kurzgeschichte „Sembilan Nyawa Nawadru“ (Die neun Leben des Nawadru) von Triyanto Triwikromo, den wir auch hier in unserem Blog vorstellen. Freundlicherweise haben Mas Triyanto Triwikromo und die Zeitung uns den betreffenden Ausschnitt zur Verfügung gestellt.

Am Tag vor Nawadrus Tod glaubten die Mörder noch, dass der Mann, welcher als der spirituelle Lehrer von Sekarmadji Maridjan Kartosoewirjo galt, neun Leben habe und unter dem Schutz der Tiere des Waldes auf dem Weg zum Gipfel des Berges Wisaula sei. Zuvor hatte es einen Befehl des Kommandanten gegeben: Fangt oder tötet Nawadru. Wenn Nawadru stirbt, stirbt auch Kartosoewirjo…

Wir wünschen viel Spaß beim Lesen dieser mystischen Kurzgeschichte, zu der es bis jetzt noch keine Übersetzung ins Deutsche gibt!

Tiya Hapitiawati

Unter der Rubrik „Aktuelles“ stellen wir Ihnen heute Tiya Hapitiawati vor. Die junge und talentierte indonesische Germanistin widmet sich der Übersetzung deutscher Literatur ins Indonesische.

Tiya hat ihr Germanistik-Studium 2008 und ihr Magisterstudium im Fach Linguistik 2016 an der Universitas Indonesia in Jakarta absolviert und arbeitet unter anderem eng mit dem Verlag Moooi Pustaka in Jakarta zusammen. Hier einige Werke, die Tiya übersetzt hat:

  • Hans Fallada: Kleiner Mann, was nun? (Moooi Pustaka, 2019)
  • Stefan Zweig: Ungeduld des Herzens (Moooi Pustaka, 2020)
  • Ricarda Huch: Der Letzte Sommer (Moooi Pustaka, 2020)
  • Bertolt Brecht: Resolution der Kommunarde (Gedicht, veröffentlicht in: Vijay Prashad, et.al: Komune Paris, Marjin Kiri, 2021)


Stefan Zweig: Kalut

Beginn der indonesischen Übersetzung des Romans „Ungeduld des Herzens“ von Stefan Zweig von Tiya Hapitiawati.


Stefan Zweig: Kalut

“Barang siapa sudah memiliki, ia akan diberi.” Pepatah bijak itu boleh jadi hiburan tersendiri bagi setiap penulis dalam kaitannya dengan urusan menguatkan hati. “Barang siapa menceritakan banyak hal, ia akan diceritai banyak hal.” Tak ada yang lebih keliru daripada sangkaan umum tentang penulis yang konon bekerja terus-menerus mengandalkan khayalan belaka. Penulis dianggap terus-menerus menemukan berbagai peristiwa dan cerita dari sebuah sumber. Padahal, dalam kenyataannya, alihalih menemukan, si penulis hanya butuh mendapat ruang untuk ditemukan sendiri oleh tokoh-tokoh dan kejadian-kejadian yang akan terus mencarinya sebagai pencerita, sejauh ia memiliki kemampuan yang terus berkembang dan terjaga baik dalam melihat
dan mendengar. Orang yang seringkali berusaha menafsirkan jalan nasib orang lain juga tak jarang didatangi orang-orang yang malah ingin menceritakan sendiri jalan nasib mereka.

Hal semacam itu terjadi pula pada cerita yang hampir seluruhnya kuceritakan kembali di sini. Cerita yang dipercayakan kepadaku dengan cara amat tak disangka-sangka. Kala itu malam terakhirku di Wina. Aku sangat kelelahan karena bermacam-macam urusan lalu mencari sebuah restoran di pinggiran kota. Kukira restoran itu akan sangat ketinggalan zaman dan sedikit dikunjungi orang. Namun, begitu aku masuk, aku dibuat
kesal oleh dugaanku yang meleset. Tepat di depan meja pertama, seorang kenalan menyambutku dengan keriangan tulus yang tampaknya tak dibuat-buat. Meski begitu, aku tak membalas sambutannya dengan ketulusan serupa. Orang itu mempersilakanku
duduk di sampingnya.

Aku tak bisa begitu saja jujur mengatakan si lelaki antusias itu orang tidak baik dan tidak menyenangkan. Ia termasuk jenis makhluk yang selalu terobsesi menambah daftar pergaulan, sosok yang dengan giatnya mengumpulkan kenalan lalu dengan
bangganya memamerkan daftar koleksinya itu, tak ubahnya anak-anak yang bangga pada koleksi prangko mereka. Bagi sosok eksentrik nan baik hati dengan profesi sampingan juru arsip seperti dirinya, makna hidup seutuhnya cukup terdefinisikan
dengan kepuasan hati atas sederet nama yang terkadang muncul di surat kabar. Dengan kepercayaan diri bernada kesombongan, ia bisa berkata: “Oh, ia kawan karibku” atau “Oh, aku baru saja bertemu dengannya kemarin” atau “Temanku A berkata padaku dan temanku B berpendapat”, dan terus saja sampai abjad terakhir. Ia bisa dengan mudah dipercaya orang lain saat membicarakan premier film yang melibatkan kawan-kawannya, menelepon setiap aktris keesokan harinya untuk mengucapkan selamat, tak pernah melupakan hari ulang tahun siapa pun, tak
mengatakan apa pun tentang berita tak menyenangkan di surat kabar, dan mengirimkan berbagai bentuk perhatian ramah-tamah kepada seseorang yang dikaguminya. Ia juga bukan orang tidak baik karena ia menunjukkan rasa senang tak dibuat-buat saat seseorang meminta bantuan kecil padanya atau saat ada kesempatan
berkenalan untuk memperbanyak daftar koleksinya.

Tak ada pentingnya bagiku menjabarkan panjang lebar tentang si kawan berjuluk “Adabei” itu. Julukan yang orang-orang Wina biasa berikan pada jenis parasit berkelakuan baik macam dirinya, parasit yang terbiasa menempel di antara berbagai macam perkumpulan orang-orang beromong besar. Semua orang tahu manusia jenis ini dan semua orang juga tahu tak ada cara tanpa kekasaran untuk menghindarkan diri dari sikapnya yang sebetulnya tak berbahaya dan bahkan terkadang mengharukan.
Tak punya daya untuk menolak, akhirnya aku duduk bergabung dan menghabiskan tiga perempat jam mengobrol dengannya hingga seorang lelaki masuk restoran. Orang itu berperawakan tinggi dan menarik perhatian. Wajahnya berona segar dan tampak
awet muda dengan sentuhan keabuan di kedua pelipisnya, cara berjalannya segera mengisyaratkan dirinya sebagai seorang mantan anggota militer. Dengan keantusiasan khasnya, kawan di dekatku segera bangkit menyapa lelaki itu. Ternyata, ia malah
disambut dengan gestur yang lebih pantas disebut acuh tak acuh daripada sopan. Tamu baru itu tampak tak terburu-buru memesan sesuatu pada si pelayan restoran yang terus menawarinya. Si Adabei mendekat padaku dan berbisik: “Apa kau tahu siapa
dia?”

Karena tahu perasaan bangganya dengan setiap koleksi yang pasti akan dipamerkannya, aku khawatir si Adabei akan bicara sangat lama dan tak berhenti menjelaskan segala macam soal orang itu, aku segera menjawab ketus “tidak”. Aku lanjut memotong kue di depanku. Namun, sikap acuh tak acuhku malah membuat si calo nama itu semakin bersemangat. Ia menggunakan tangannya untuk menutup bisikannya padaku: “Kau harus tahu, ia itu Hofmiller, seorang jenderal, ia mendapatkan ordo Maria Teresa pada masa perang.” Karena ceritanya itu tak juga membuatku terkejut dengan cara yang ia harapkan, dengan semangat menggebu dan seperti buku pelajaran patriotik, ia mulai menceritakan prestasi gemilang si Kapten Kavaleri Hofmiller di medan perang. Pertama-tama, tentang kisahnya di pasukan kavaleri,
lalu tentang pengintaian udara di atas Sungai Piave yang kala itu sang kapten berhasil mengarahkan tembakan ke tiga pesawat seorang diri, dan terakhir kisah saat bertugas di korps senapan mesin, lalu berhasil menduduki garis depan selama tiga hari. Di setiap detail ceritanya (yang tidak aku sertakan di sini), Adabei selalu memperlihatkan kekaguman tak terbatas pada si manusia agung yang kisahnya baru kudengar. Bahkan, Kaisar Karl secara pribadi menyematkan tanda jasa kehormatan yang
paling jarang diberikan kepada tentara Austria.

Sumber: Stefan Zweig: Kalut. Diterjemahkan oleh Tiya Hapitiawati. Taman Moooi Pustaka, 2020 (ISBN: 978-623-90185-9-7 (cetak) ISBN: 978-623-93966-1-9 (elektronik)); Taman Moooi Pustaka (read@moooipustaka.com; moooipustaka.com Yogyakarta · Jakarta)

Stefan Zweig: Ungeduld des Herzens

»Wer da hat, dem wird gegeben«, dieses Wort aus dem Buche der Weisheit darf jeder Schriftsteller getrost in dem Sinne bekräftigen: »Wer viel erzählt hat, dem wird erzählt.«
Nichts Irrtümlicheres als die allzu umgängliche Vorstellung, in dem Dichter arbeite
ununterbrochen die Phantasie, er erfinde aus einem unerschöpflichen Vorrat pausenlos
Begebnisse und Geschichten. In Wahrheit braucht er nur, statt zu erfinden, sich von
Gestalten und Geschehnissen finden zu lassen, die ihn, sofern er sich die gesteigerte
Fähigkeit des Schauens und Lauschens bewahrt hat, unausgesetzt als ihren
Wiedererzähler suchen; wer oftmals Schicksale zu deuten versuchte, dem berichten viele ihr Schicksal.

Auch dieses Begebnis ist mir beinahe zur Gänze in der hier wiedergegebenen Form
anvertraut worden und zwar auf völlig unvermutete Art. Das letzte Mal in Wien suchte
ich abends, von allerhand Besorgungen abgemüdet, ein vorstädtisches Restaurant auf,
von dem ich vermutete, es sei längst aus der Mode geraten und wenig frequentiert. Doch kaum eingetreten, wurde ich meines Irrtums ärgerlich gewahr. Gleich von dem ersten Tisch stand mit allen Zeichen ehrlicher, von mir freilich nicht ebenso stürmisch
erwiderter Freude ein Bekannter auf und lud mich ein, bei ihm Platz zu nehmen. Es
wäre unwahrhaftig, zu behaupten, daß jener beflissene Herr an sich ein unebener oder
unangenehmer Mensch gewesen wäre; er gehörte nur zu jener Sorte zwanghaft
geselliger Naturen, die in ebenso emsiger Weise, wie Kinder Briefmarken,
Bekanntschaften sammeln und deshalb auf jedes Exemplar ihrer Kollektion in
besonderer Weise stolz sind. Für diesen gutmütigen Sonderling – im Nebenberuf ein
vielwissender und tüchtiger Archivar – beschränkte sich der ganze Lebenssinn auf die
bescheidene Genugtuung, bei jedem Namen, der ab und zu in einer Zeitung zu lesen
war, mit eitler Selbstverständlichkeit hinzufügen zu können: »Ein guter Freund von
mir« oder »Ach, den habe ich erst gestern getroffen« oder »Mein Freund A hat mir
gesagt und mein Freund B hat gemeint«, und so unentwegt das ganze Alphabet entlang.
Verläßlich klatschte er bei den Premieren seiner Freunde, telephonierte jede
Schauspielerin am nächsten Morgen glückwünschend an, er vergaß keinen Geburtstag,
verschwieg unerfreuliche Zeitungsnotizen und schickte einem die lobenden aus
herzlicher Anteilnahme zu. Kein unebener Mensch also, weil ehrlich beflissen und schon
beglückt, wenn man ihn einmal um eine kleine Gefälligkeit ersuchte oder gar das
Raritätenkabinett seiner Bekanntschaften um ein neues Objekt vermehrte.

Aber es tut nicht not, Freund »Adabei« – unter diesem heiteren Spottwort faßt man in
Wien jene Spielart gutmütiger Parasiten innerhalb der buntscheckigen Gruppe der
Snobs für gewöhnlich zusammen – näher zu beschreiben, denn jeder kennt sie und
weiß, daß man sich ihrer rührenden Unschädlichkeit ohne Roheit nicht erwehren kann.
So setzte ich mich resigniert zu ihm, und eine Viertelstunde lief schwatzhaft dahin, als
ein Herr in das Lokal eintrat, hochgewachsen und auffällig durch sein frischfarbiges,
jugendliches Gesicht mit einem pikanten Grau an den Schläfen; eine gewisse
Aufrechtheit im Gang verriet ihn sofort als ehemaligen Militär. Eifrig zuckte mein
Nachbar mit der für ihn typischen Beflissenheit grüßend auf, welchen Impetus jedoch
jener Herr eher gleichgültig als höflich erwiderte, und noch hatte der neue Gast nicht
recht bei dem eilig zudrängenden Kellner bestellt, als mein Freund Adabei bereits an
mich heranrückte und mir leise zuflüsterte: »Wissen Sie, wer das ist?« Da ich seinen
Sammelstolz, jedes halbwegs interessante Exemplar seiner Kollektion rühmend zur
Schau zu stellen, längst kannte und überlange Explikationen fürchtete, äußerte ich bloß
ein recht uninteressiertes »Nein« und zerlegte weiter meine Sachertorte. Diese meine
Indolenz aber machte den Namenskuppler nur noch aufgeregter, und die Hand
vorsichtig vorhaltend, hauchte er mir leise zu: »Das ist doch der Hofmiller von der
Generalintendanz – Sie wissen doch – der im Krieg den Maria Theresienorden
bekommen hat.« Weil nun dieses Faktum mich nicht in der erhofften Weise zu
erschüttern schien, begann er mit der Begeisterung eines patriotischen Lesebuchs
auszupacken, was dieser Rittmeister Hofmiller im Krieg Großartiges geleistet hätte,
zuerst bei der Kavallerie, dann bei jenem Erkundungsflug über die Piave, wo er allein
drei Flugzeuge abgeschossen hätte, schließlich bei der Maschinengewehrkompagnie, wo er drei Tage einen Frontabschnitt besetzt und gehalten hätte – all das mit vielen
Einzelheiten (die ich hier überschlage) und immer dazwischen sein maßloses Erstaunen
bekundend, daß ich von diesem Prachtmenschen nie gehört hatte, den doch Kaiser Karl
in Person mit der seltensten Dekoration der österreichischen Armee ausgezeichnet
habe.

Unwillkürlich ließ ich mich verleiten, zum andern Tisch hinüberzuschauen, um einmal
einen historisch abgestempelten Helden aus Zweimeterdistanz zu sehen. Aber da stieß
ich auf einen harten, verärgerten Blick, der etwa sagen wollte: Hat der Kerl dir etwas
von mir vorgeflunkert? An mir gibt’s nichts anzugaffen! Gleichzeitig rückte jener Herr
mit einer unverkennbar unfreundlichen Bewegung den Sessel zur Seite und schob uns
energisch den Rücken zu. Etwas beschämt nahm ich meinen Blick zurück und vermied
von nun an, auch nur die Decke jenes Tischs neugierig anzustreifen. Bald darauf
verabschiedete ich mich von meinem braven Schwätzer, beim Hinausgehen jedoch
schon bemerkend, daß er sich sofort zu seinem Helden hinübertransferierte,
wahrscheinlich um einen ebenso eifrigen Bericht über mich zu erstatten wie zu mir über jenen.

Das war alles. Ein Blick hin und her, und ich hätte gewiß diese flüchtige Begegnung
vergessen, doch der Zufall wollte, daß ich bereits am nächsten Tage, in einer kleinen
Gesellschaft mich neuerdings diesem ablehnenden Herrn gegenübersah, der übrigens
im abendlichen Smoking noch auffallender und eleganter wirkte als gestern in dem
mehr sportlichen Homespun. Wir hatten beide Mühe, ein kleines Lächeln zu verbergen,
jenes ominöse Lächeln zwischen zwei Menschen, die inmitten einer größeren Gruppe
ein wohlgehütetes Geheimnis gemeinsam haben. Er erkannte mich genau wie ich ihn,
und wahrscheinlich erregten oder amüsierten wir uns auch in gleicher Weise über den
erfolglosen Kuppler von gestern. Zunächst vermieden wir, miteinander zu sprechen, was sich schon deswegen als aussichtslos erwiesen hätte, weil rings um uns eine aufgeregte Diskussion im Gange war.

Der Gegenstand jener Diskussion ist im voraus verraten, wenn ich erwähne, daß sie im
Jahre 1938 stattfand. Spätere Chronisten unserer Zeit werden einmal feststellen, daß im
Jahre 1938 fast jedes Gespräch in jedem Lande unseres verstörten Europa von den
Mutmaßungen über Wahrscheinlichkeit oder Unwahrscheinlichkeit eines neuen
Weltkrieges beherrscht war. Unvermeidlich faszinierte das Thema jedes Zusammensein,
und man hatte manchmal das Gefühl, es seien gar nicht die Menschen, die in
Vermutungen und Hoffnungen ihre Angst abreagierten, sondern gleichsam die
Atmosphäre selbst, die erregte und mit geheimen Spannungen beladene Zeitluft, die
sich ausschwingen wollte im Wort.

Originaltext aus: https://www.projekt-gutenberg.org/autoren/namen/zweig.html

Felix K. Nesi: Orang-Orang Oetimu

Das Manuskript des Romans Orang-Orang Oetimu gewann den jährlich stattfindenen Literaturwettbewerb Jakarta Arts Council Novel Competition 2018 als Bester Roman des Jahres und wurde 2019 unter dem selben Titel von Marjin Kiri veröffentlicht. Der Roman wurde 2021 in der Kategorie Prosa für den prestigereichsten Literaturpreis Indonesiens, Kusala Sastra Khatulistiwa, nominiert.

Ebenfalls im Jahr 2021 wurde Orang-Orang Oetimo mit dem Literaturpreis des Ministeriums für Bildung, Kultur, Wissenschaft und Technologie der Republik Indonesien in der Kategorie Roman ausgezeichnet. Der Preis wird jährlich durch die Behörde für Sprachentwicklung und -förderung unter dem Dach des Ministeriums verliehen. Die Jury, bestehend aus fünfzehn bekannten indonesischen Schriftstellerinnen und Schriftstellern, würdigte den Roman als herausragendes literarisches Werk.

Felix K. Nesi: Orang-Orang Oetimu. Marjin Kiri Publisher, Tangerang, 2. Aufl. 2019 (ISBN: 978-979-1260-89-3)


Felix K. Nesi: Die Leute von Oetimu. Eine garantiert wahre Geschichte aus Timor.

Kapitel I

Oetimu, 1998

Am Abend des Endspiels der Fußballweltmeisterschaft und eine Stunde bevor die Killer sich Zutritt zu seinem Haus verschafften, wurde Martin Kabiti von Sergeant Ipi mit dem Motorrad abgeholt. Das Motorrad, eine Yahmaha RX King, war frisiert worden und nun verstärkte der Auspuff die Motorengeräusche zu einem ohrenbetäubenden Dröhnen, das die Häuser der armen Leute erzittern ließ, die Hunde zum Bellen brachte und die Fledermäuse in den Wipfeln der Kapokbäume aufscheuchte. In der kühlen Abendluft hatten sich feine Nebelschleier zwischen den Bananenstauden verfangen und sich auf den Oberflächen der Blätter niedergeschlagen, sodass diese im Scheinwerferlicht des Motorrads silbrig schimmerten. Drei Hunde jagten dem Gefährt hinterher, und als einer von ihnen Sergeant Ipi beinahe ins Bein gebissen hätte, ließ dieser sein Motorrad noch stärker aufheulen, als wolle er die dürren Kläffer herausfordern. Es war dies ein glücklicher Abend für ihn. Er hatte bereits alle Vorbereitungen für ein bescheidenes Gastmahl in der Polizeiwache, in der arbeitete und lebte, getroffen. Es würde Rica Anjing, Gulasch aus Hundefleisch, gegrilltes Schwein, Reh und allerlei Getränke geben, und zwar solche mit den offiziellen Zollaufklebern auf der Flasche, die er aus der Stadt mitgebracht hatte, als auch Sopi Kepala, das Gebräu, das man hier im Dorf bekam.

„Lass uns das Endspiel gemeinsam ansehen. Komm zu mir und freue dich mit mir!“, so lautete die Einladung, die er zwei Tage zuvor an Martin Kabiti gerichtet hatte.

Sergeant Ipis Einladung galt aber nicht nur Martin Kabiti. Er hatte zwei Schuljungen aufgetragen, allen Männern im Dorf, angefangen von den Oberschülern ohne Bartwuchs und Motorradtaxifahrern über die Unruhestifter und Kleinganoven, die nicht selten Schläge von ihm einzustecken hatten, bis hin zu den Dorfältesten und honorigen Herren von seinem Gastmahl zu berichten. Martin Kabiti einzuladen war für ihn jedoch etwas ganz Besonderes und er fühlte sich verpflichtet, diesen Mann persönlich mit seinem Motorrad abzuholen.

Martin Kabiti, der schon vor Längerem den bewaffneten Kampf an den Nagel gehängt hatte und keinen Gedanken an die Möglichkeit eines bevorstehenden Unheils verschwendete, zog sich seine dicke Jacke mit Tarnmotiv über, die er noch aus der Zeit besaß, als er am Berg Matebian Jagd auf Aufständische machte, steckte seine Füße in schwarze Socken und in Carvil-Sandalen, nahm seinen Hausschlüssel und eilte aus dem Haus. Seine Frau ließ ihn ohne die leiseste Vorahnung ziehen, und seine Kinder schliefen bereits tief und fest, in den Schlaf gesungen vom Chor der Zikaden und der nachtaktiven Tiere der Wildnis. Martin Kabiti nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Auf dem gesamten Weg zur Polizeiwache überholten sie junge Männer in Jacken und alte Männer in Sarongs, die man hier bete nannte, sie alle eilten zu Fuß in dieselbe Richtung. Ein anderes Motorrad, besetzt mit zwei Soldaten von der Grenzwache, heulte hinter ihnen auf. Der Fahrer beschleunigte, so wie er das Dröhnen der RX King von Sergeant Ipi erkannte. Martin Kabiti hatte die beiden Soldaten eingeladen. Er hatte ihnen schon mehrere Male geraten, sich der zivilen Bevölkerung anzunähern. Und dieser Abend bot eine besonders günstige Gelegenheit dafür, denn so würden sie sich unter die Dorfbewohner mischen und ihre Begeisterung für dieselbe Sache mit ihnen teilen können. Die beiden Motorräder fuhren das letzte Stück des Weges nebeneinander her, und die Männer aus dem Dorf, an denen sie vorbeifuhren, hoben  respektvoll grüßend die Hand.

Die Leute von Oetimu hatte das Fußballfieber gepackt. Allabendlich versammelten sie sich vor dem Fernseher und feuerten die Männer an, die auf dem grünen Rasen einem Ball hinterherjagten. Sie schnitten sich die aktuellen Spielpläne aus der Zeitung aus und klebten sie an die Wand im Wohnzimmer oder im Schlafzimmer oder sogar in der Hütte auf dem Feld; sie machten mit dem Bleistift ein Zeichen hinter dem Land, welches bereits ein Spiel verloren hatte, und ein anderes Zeichen hinter dem Land, welches ihrer Meinung nach noch ein Spiel verlieren würde. Sie hatten einen Favoriten, von dessen Sieg sie fest überzeugt waren, nämlich Brasilien, denn abgesehen davon, dass die brasilianischen Fußballer spielten als würden sie tanzen, besaß die brasilianische Elf  einen unbezwingbaren Stürmer: Ronaldo Luis Nazário de Lima. Die Leute vergötterten Ronaldo, sie nannten ihre Hunde Ronaldo und auch andere Tiere in Haus und Hof, und wenn Brasilien spielte, blieben in den Häusern nur die Frauen und Kinder zurück, während die Männer, jung und alt, sich vor dem Fernseher versammelten und ihrem Idol zujubelten.

Im Dorf gab es bereits drei Fernsehgeräte. Eines in der Polizeiwache, eines im Haus von Mas Zainal und eines im Haus von Baba Ong, dem Besitzer des Ladens Subur. Baba Ong war ungemein geizig und würde die Leute aus dem Dorf niemals in sein Haus lassen, außer sie wollten etwas bei ihm kauften. Er besaß lange, blickdichte Vorhänge, die den Fernseher im Wohnzimmer vor den Augen der Kinder, die gerne durch seine Fenster linsten, abschirmte. Mas Zainal hatte derart vorstehende Zähne, dass er jedem Besucher seines Hauses den Eindruck vermittelte, er würde ihn freundlich anlächeln. Allerdings war Mas Zainal Alteisensammler, und in seinem Haus fernzusehen bedeutete, sich zwischen verrosteten und scharfkantigen Eisenwaren sowie gebrauchten Akkus und Batterien zu zwängen. Zudem herrschten starke Gerüche vor: Der Duft nach Essen drang aus der Küche und machte hungrig, aber gleichzeitig wurde einem von dem Gestank nach Öl speiübel. Tatsächlich wäre es allen am liebsten gewesen in der Polizeiwache fernzusehen – auf der geräumigen Fläche des Fußbodens würde man sich mit ausgestreckten Beinen fläzen können, zur Abwechslung könnte man sich gegen die glatt verputzte Wand lehnen, und, falls keine wichtigen Leute anwesend waren, könnte man sich auf das weich gepolsterte Sofa setzen – doch der Fernseher in der Polizeiwache wurde üblicherweise nur für wichtige Leute wie Martin Kabiti, die Dorfältesten, Lehrer oder andere respektable Persönlichkeiten eingeschaltet. So hatten die gewöhnlichen Leute, wenn sie fernsehen wollten, keine andere Wahl als sich im Haus von Mas Zainal umgeben von allerlei Eisenschrott und unangenehmen Gerüchen zu versammeln.

Den Männern hatte Sergeant Ipi daher mit seiner Einladung, an diesem Abend bei ihm in der Polizeiwache fernzusehen, eine riesengroße Freude bereitet. Umso größer war ihre Freude, als sie von der üppigen Auswahl an Fleischspeisen und Getränken erfuhren, die der junge Polizist bereits besorgt hatte. Die Männer strömten also in Scharen herbei, und auch Mas Zainal schaltete sein Fernsehgerät aus und machte sich auf zur Polizeiwache, um dort fernzusehen.

Als die beiden Motorräder nebeneinander in den Hof der Polizeiwache einfuhren, hatte sich dort bereits eine erwartungsvolle Menschenmenge versammelt, die Männer rauchten oder kauten Betel. Die Polizeiwache war zu klein als dass man sie Polizeirevier hätte nennen können, aber auch zu groß als dass man sie Polizeiposten hätte nennen können. Das Gebäude war aus Stein gebaut und verfügte über zwei Räume, einen Raum im hinteren Bereich, in welchem Sergeant Ipi schlief, und einen deutlich größeren Raum, den er zum Arbeiten nutzte. In letzterem schrieb er seine Berichte, sah fern, empfing Gäste und hier aß er auch.

aus: Felix K. Nesi: Die Leute von Oetimu. Eine garantiert wahre Geschichte aus Timor. Edition Nautilus, 2024

Felix Nesi: Orang-Orang Oetimu

I

Oetimu, 1998

Satu jam sebelum para pembunuh itu menyerang rumah Martin Kabiti, di malam final Piala Dunia, Sersan Ipi menjemput Martin Kabiti dengan sepeda motornya. Itu adalah sepeda motor RX King yang telah ia modifikasi knalpotnya, sehingga raungannya menggelegar membelah rumah orang-orang miskin, membikin anjing melolong dan kelelawar beterbangan dari pucuk-pucuk bunga kapuk. Kabut tipis yang membikin dingin terperangkap di permukaan daun-daun pisang, menjadi keperakan terpapar cahaya lampu sepeda motor. Tiga ekor anjing memburu dan nyaris menggigit kakinya, tetapi Sersan Ipi terus menggeru-gerukan sepeda motornya, seolah makin ingin ia
menggoda anjing-anjing kurus itu. Itu malam yang bahagia untuknya. Ia telah menyediakan jamuan kecil di pos polisi yang ia tinggali—rica anjing dan babi panggang, dendeng rusa dan berjenis-jenis minuman, baik minuman dengan label cukai yang
ia bawa dari kota, maupun sopi kepala yang ia dapatkan di kampung itu.

“Datanglah ke rumah. Nonton pertandingan final, dan berbahagialah bersama saya,” begitu katanya kepada Martin Kabiti dua hari yang lalu.

Tidak hanya kepada Martin Kabiti undangan itu ia alamatkan. Ia telah menyuruh dua anak sekolahan mengabarkan jamuan itu kepada seluruh laki-laki di penjuru kampung, mulai dari anak SMA yang belum tumbuh jenggot, tukang ojek dan berandal yang kerap kena tinjunya, hingga tetua kampung dan orang-orang yang terhormat. Namun Martin Kabiti adalah undangan yang istimewa baginya, sehingga ia merasa harus menjemput
sendiri laki-laki itu dengan sepeda motornya.

Martin Kabiti yang telah lama berhenti berperang dan tidak mengira akan terjadi musibah di malam itu, mengenakan jaket tebal bermotif loreng yang ia dapat saat mengejar gerilyawan di gunung Matebian, memasang kaus kaki hitam dan sandal
Carvil di kakinya, mengambil kunci rumah dan bergegas.

Istrinya membiarkan ia pergi tanpa firasat apa pun, sementara anak-anaknya telah lelap tertidur, dininabobokan oleh derik jangkrik dan lagu binatang malam dari tepian sabana. Martin Kabiti duduk di boncengan, dan sepanjang jalan menuju pos
polisi itu mereka menjumpai anak-anak muda yang mengenakan jaket dan orang-orang tua yang bersampir betê, bergegas ke arah yang sama. Sebuah sepeda motor lain menderu dari belakang mereka, ditumpangi oleh dua orang tentara dari pos jaga
perbatasan turut bergegas begitu mendengar raung sepeda motor Sersan Ipi. Martin Kabiti telah mengajak tentara-tentara itu.

Ia selalu menyarankan agar mereka berbaur bersama masyarakat sipil, dan malam itu adalah kesempatan yang baik, sebab mereka akan hadir di tengah masyarakat dan merasakan kegembiraan yang sama. Dua sepeda motor itu berjalan beriringan, dan orang-orang kampung yang berjalan kaki menyalami mereka dengan hormat.

Orang-orang di kampung itu baru saja kena demam sepak-bola. Setiap malam mereka berkumpul di depan televisi dan menyemangati orang-orang yang berebut bola di lapangan hijau. Mereka menggunting jadwal pertandingan dari koran dan menempelkannya di ruang tamu, di kamar tidur maupun di pondok-pondok kebun, dan memberi tanda dengan pensil negara mana yang telah kalah dan negara mana yang akan kalah.

Mereka mempunyai idola yang mereka yakin pasti akan menang, yaitu Brazil, sebab selain punya tim yang bermain seperti menari, Brazil punya seorang penyerang tak terkalahkan bernama Ronaldo Luís Nazário de Lima. Mereka sungguh mengidolakan Ronaldo, menamai anjing dan segala binatang peliharaan mereka Ronaldo, dan apabila tiba giliran Brazil bertanding, sungguh rumah-rumah hanya ditinggali oleh perempuan
dan kanak-kanak, sementara laki-laki remaja hingga orang-orang tua berkumpul di depan televisi dan menyoraki idola mereka itu.

Sudah ada tiga buah televisi di kampung itu. Satu di pos polisi, satu di rumah Mas Zainal, dan satu di rumah Baba Ong pemilik Toko Subur. Baba Ong pelit bukan main dan tidak akan membiarkan orang kampung masuk ke rumahnya jika bukan untuk berbelanja. Ia mempunyai gorden yang tebal dan panjang untuk menutupi televisi di ruang tamunya dari pandangan anak-anak yang suka mengintip di jendela. Mas Zainal mempunyai gigi yang tonggos, yang membuat ia kelihatan selalu tersenyum ramah kepada siapa pun yang datang ke rumahnya.

Namun ia adalah seorang pengepul besi tua, dan menonton televisi di rumahnya berarti duduk di antara besi-besi yang berkarat dan tajam, juga aki bekas, dan segala macam bau: baik bau masakan yang menguar dari dapur dan membikin lapar,
maupun bau oli yang membikin mual.

Sumber: ; Felix K. Nesi: Orang-Orang Oetimu. Marjin Kiri Publisher, Tangerang, 2019 © Marjin Kiri Publisher